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Wie wohnen die Bürgerinnen und Bürger Nordrhein-Westfalens in den privaten Haushalten? Allein, als Paar, mit Kind? Wie viel Platz steht den Haushalten zur Verfügung? Wie hoch sind die Mieten für Alleinerziehende oder Einpersonenhaushalte? Der folgende Artikel beschäftigt sich mit den privaten Haushalten und der Haushaltsstrukturentwicklung in NRW. Grundlage bilden dabei Ergebnisse des Zensus 2022.
44 Prozent aller Haushalte sind Einpersonenhaushalte
Einpersonenhaushalte (Singlehaushalte) bildeten zum Zensusstichtag 2022, den 15.05.2022, mit knapp 44 Prozent die größte Gruppe unter den Haushalten in NRW. Darauf folgten mit rund einem Viertel aller Haushalte Paare ohne Kinder (25,3 Prozent). In 21,3 Prozent der Haushalte lebten Paare mit Kindern1, während Haushalte mit alleinerziehenden Elternteilen mit 7,1 Prozent vertreten waren. Mehrpersonenhaushalte ohne Kernfamilie2 machten einen Anteil von 2,6 Prozent aller Haushalte aus. Unter Mehrpersonenhaushalte ohne Kernfamilie fallen beispielsweise Wohngemeinschaften. Ebenso zählen auch alle anderen Haushalte zu diesem Haushaltstyp, die sich nicht in die übrigen Kategorien einordnen lassen, wie z. B. Großeltern-Enkelkinder-Haushalte ohne Elternteile.
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Anzahl der Singlehaushalte ist am stärksten gestiegen
Beim Vergleich der Daten zwischen dem Zensus 2022 und dem Zensus 2011 wird deutlich, wie sich die Haushaltsstrukturen in den vergangenen Jahren verändert haben: Am stärksten zugenommen hat die Anzahl der Einpersonenhaushalte (Singlehaushalte) mit +23,1 Prozent sowie die Anzahl der Mehrpersonenhaushalte ohne Kernfamilie mit +20,0 Prozent. Ebenfalls gab es 2022 mehr Haushalte mit Alleinerziehenden als noch 2011, allerdings fällt die Zuwachsrate mit +2,4 Prozent geringer aus. Demgegenüber ist sowohl die Anzahl der Haushalte, in denen Paare mit Kindern lebten, als auch der Paarhaushalte ohne Kinder gesunken, wobei der Rückgang bei den Paaren mit Kindern höher ausfiel.

Knapp 60 Prozent aller Haushalte wohnen zur Miete
Knapp 60 Prozent aller Haushalte in NRW wohnten zum Zensusstichtag 2022 in gemieteten Wohnungen3, rund 40 Prozent im Wohneigentum. Allerdings unterscheiden sich die Anteile je nach Haushaltstyp. Der höchste Anteil mietender Haushalte war bei Mehrpersonenhaushalten ohne Kernfamilie festzustellen. Gut drei Viertel dieser Haushalte (76,2 Prozent) wohnten 2022 zur Miete. Ähnlich hoch lag der Anteil bei alleinlebenden Personen (Einpersonenhaushalte) mit 75,1 Prozent. Ebenfalls überdurchschnittlich hoch fiel der Anteil mietender Haushalte bei alleinerziehenden Elternteilen mit 66,5 Prozent aus.
Demgegenüber wohnten Paare mit und ohne Kinder überdurchschnittlich häufig im Wohneigentum. Dies traf bei 57,8 Prozent der Paare mit Kindern zu. Paare ohne Kinder, die zweitgrößte Gruppe der Haushalte, wohnten zu 54,9 Prozent im Wohneigentum.
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Zwei Drittel der mietenden Haushalte zahlen eine monatliche Nettokaltmiete bis 500 Euro
Von den Haushalten, die zur Miete wohnten, zahlten zum Zensusstichtag 2022 5,4 Prozent eine monatliche Nettokaltmiete4 von unter 200 Euro. 15,4 Prozent gaben für ihre Nettokaltmiete pro Monat zwischen 200 und 299 Euro aus. Bei etwas über einem Viertel der Haushalte (25,5 Prozent) betrug die monatliche Nettokaltmiete 300 bis 399 Euro. Weitere 21,0 Prozent gaben noch 100 Euro mehr aus und lagen bei einer Nettokaltmiete von 400 bis 499 Euro pro Monat. Somit zahlten ca. 67 Prozent der mietenden Haushalte eine monatliche Nettokaltmiete von unter 500 Euro. Knapp 13 Prozent lagen bei 500 Euro bis 599 Euro pro Monat. Bei knapp 20 Prozent betrug die monatliche Nettokaltmiete 600 Euro und mehr.

Werden die monatlichen Nettokaltmieten je nach Haushaltstyp betrachtet, zeigt sich: Von den Einpersonenhaushalten zahlten sogar mehr als drei Viertel eine Nettokaltmiete von unter 500 Euro im Monat. Paare ohne Kinder zahlten zu fast gleichen Teilen eine monatliche Nettokaltmiete von 300 bis 399 Euro (21,3 Prozent) und 400 bis 499 Euro (21,8 Prozent). Bei Paaren mit Kindern betrug die monatliche Nettokaltmiete überdurchschnittlich häufig 500 Euro und mehr. Bei fast einem Viertel (23,8 Prozent) der Paare mit Kindern lag die monatliche Nettokaltmiete aber zwischen 400 und 499 Euro.
Alleinerziehende Elternteile zahlten am häufigsten 300 bis 399 Euro (27,5 Prozent) oder 400 bis 499 Euro monatliche Nettokaltmiete (26,7 Prozent). Gut jeder zehnte (10,4 Prozent) Alleinerziehendenhaushalt zahlte weniger als 300 Euro Nettokaltmiete im Monat.
Auch bei Mehrpersonenhaushalten ohne Kernfamilie betrug die monatliche Nettokaltmiete am häufigsten 300 bis 399 Euro. Bei knapp einem Viertel dieser Haushalte war dies der Fall (22,8 Prozent).
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Einem Viertel aller Haushalte stehen 60 bis 79 Quadratmeter Wohnfläche zur Verfügung
Knapp die Hälfte aller Haushalte in NRW lebte zum Zensusstichtag 2022 auf einer Wohnfläche von bis zu 79 Quadratmetern. Der größte Anteil entfiel darunter auf Wohnungen mit einer Wohnfläche von 60 bis 79 Quadratmetern: Gut ein Viertel (24,9 Prozent) aller privaten Haushalte in NRW verfügte über eine solche Wohnfläche. Etwas mehr als die Hälfte aller Haushalte verfügte über eine Wohnfläche von 80 und mehr Quadratmetern.

Fast zwei Drittel der Paarhaushalte mit Kindern wohnen in Wohnungen mit 100 und mehr Quadratmetern
Wie bei der Miethöhe sind auch bei der Wohnfläche je nach Haushaltstyp Unterschiede zu erkennen: So wohnten 60,6 Prozent der Singlehaushalte zum Zensusstichtag 2022 in Wohnungen mit einer Wohnfläche von 40 bis 79 Quadratmetern. Gleichzeitig lebten 16,0 Prozent von ihnen in Wohnungen mit 100 und mehr Quadratmetern. Der Anteil an kleinen Wohnungen mit unter 40 Quadratmetern war bei den Singlehaushalten im Vergleich zu den anderen Haushaltstypen mit 9,9 Prozent erwartungsgemäß überdurchschnittlich hoch.
Paare ohne Kinder bewohnten am häufigsten Wohnungen mit 60 bis 79 Quadratmetern (22,5 Prozent), gefolgt von Wohnungen mit 80 bis 99 Quadratmetern (20,8 Prozent). Knapp die Hälfte aller Paare ohne Kinder bewohnte allerdings auch größere Wohnungen mit 100 und mehr Quadratmetern.
Paare mit Kindern lebten am häufigsten in Wohnungen mit 80 bis 99 Quadratmetern (18,6 Prozent). Erwartungsgemäß bewohnten Paare mit Kindern aber oft auch die größeren Wohnungen mit 100 und mehr Quadratmetern (62,7 Prozent).
Alleinerziehende Elternteile lebten am häufigsten auf 60 bis 79 Quadratmetern (31,9 Prozent). In größeren Wohnungen von 100 und mehr Quadratmetern lebten Alleinerziehende zu knapp 35 Prozent.
Mehrpersonenhaushalte ohne Kernfamilie bewohnten am häufigsten eine Wohnung von 60 bis 79 Quadratmetern (32,0 Prozent). Rund ein Viertel der Mehrpersonenhaushalte ohne Kernfamilie lebte zudem in Wohnungen mit 100 und mehr Quadratmetern.

Die Wohnsituation von mietenden Haushalten und Haushalten im Eigentum unterscheidet sich je nach Besiedlungsdichte
Die Miethöhe und die Größe der Wohnungen unterscheiden sich regional. So liegen die Mieten in dichter besiedelten Regionen tendenziell höher als in weniger dicht besiedelten Regionen. Um zu zeigen, wie sich die Wohnsituationen der einzelnen Haushaltstypen in NRW 2022 regional unterschieden, werden die Miethöhe und die Wohnungsgröße anhand des sogenannten Verstädterungsgrads (Degree of Urbanisation5) von EUROSTAT dargestellt. Die Einteilung des Verstädterungsgrads erfolgt in drei Klassen: niedriger, mittlerer und hoher Besiedlungsgrad. Alle Gemeinden NRWs wurden einer dieser Klassen zugeordnet. Die Klassifizierung beruht jedoch nicht auf den Gemeindegrenzen selbst, sondern auf der Betrachtung der darunterliegenden Gitterzellen, welche jeweils 1km x 1km umfassen.6
Wohnfläche steigt mit sinkendem Besiedlungsgrad sowohl für Haushalte im Eigentum als auch für mietende Haushalte bei allen Haushaltstypen
Differenziert nach Besiedlungsgrad zeigt sich, dass die durchschnittliche Wohnungsgröße sowohl für mietende Haushalte als auch für Haushalte, die im Eigentum wohnten, bei sinkendem Besiedlungsgrad bei allen Haushaltstypen zunimmt.
Dabei verfügten mietende Einpersonenhaushalte in Gemeinden mit hohem Besiedlungsgrad mit durchschnittlich 58,4 Quadratmetern je Wohnung über die geringste durchschnittliche Wohnraumfläche. In Gemeinden mit niedrigem Besiedlungsgrad lag sie für den gleichen Haushaltstyp bei 74,5 Quadratmetern. Unter den mietenden Haushalten in Gebieten mit hohem Besiedlungsgrad bewohnten Paare mit Kindern die größten Wohnungen mit durchschnittlich 88,3 Quadratmetern. Auch bei diesem Haushaltstyp ist ein Unterschied von fast 21 Quadratmetern zu Gebieten mit niedrigem Besiedlungsgrad zu erkennen. Dort hatten Paare mit Kindern durchschnittlich 108,8 Quadratmeter Wohnfläche zur Verfügung.

Haushalte, die im Eigentum wohnen, haben mehr Wohnraum zur Verfügung als mietende Haushalte
Haushalte, die im Wohneigentum lebten, verfügten zum Zensusstichtag 2022 unabhängig vom Besiedlungsgrad über mehr Wohnraum als mietende Haushalte: So lebten Haushalte im Wohneigentum in 35,4 bis 48,0 Quadratmeter größeren Wohnungen als mietende Haushalte des gleichen Haushaltstyps. Werden die Werte in den Grafiken der mietenden Haushalte und Haushalte, die im Wohneigentum wohnten, verglichen, sind bei Paaren mit Kindern vergleichsweise hohe Abweichungen zu verzeichnen. So hatten Paare mit Kindern im Wohneigentum in Gemeinden mit hoher Besiedlungsdichte durchschnittlich 47,1 Quadratmeter mehr Wohnraum zur Verfügung als mietende Paare mit Kindern. Lediglich alleinerziehende Elternteile übertrafen in Gebieten mit mittlerer und niedriger Besiedlungsdichte diesen Wert. Ihnen standen 48,0 Quadratmeter mehr Wohnraum zur Verfügung als mietenden alleinerziehenden Elternteilen.
Auch bei den Haushalten, die im Eigentum lebten, stieg der verfügbare Wohnraum in allen Gruppen an, wenn der Besiedlungsgrad abnahm. Die größten Unterschiede zwischen Gemeinden mit hohem und niedrigem Besiedlungsgrad verzeichneten Mehrpersonenhaushalte ohne Kernfamilie (etwa 23,2 Quadratmeter). Den geringsten Unterschied wiesen dagegen Paare ohne Kinder auf (etwa 17,4 Quadratmeter). Generell ist festzustellen: Im Durchschnitt über alle Haushaltstypen fielen die Unterschiede zwischen hohem und niedrigem Besiedlungsgrad bei Haushalten im Eigentum ähnlich hoch aus wie bei mietenden Haushalten.
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Nettokaltmieten in Gebieten mit niedriger Besiedlungsdichte geringer trotz größerer Wohnungen
Wie oben dargestellt, steigt die durchschnittliche Wohnungsgröße mit abnehmendem Besiedlungsgrad. Wird die Miethöhe der Haushalte differenziert nach Besiedlungsgrad betrachtet, ist der Zusammenhang umgekehrt: Die durchschnittliche Nettokaltmiete sinkt mit abnehmendem Besiedlungsgrad bei allen Haushaltstypen. Beispielsweise zahlten Paare mit Kindern, die in einer Gemeinde mit niedrigem Besiedlungsgrad lebten, durchschnittlich 82,40 Euro weniger Miete pro Monat als Paare mit Kindern in einer Gemeinde mit hohem Besiedlungsgrad. Bei Paaren ohne Kinder lag der Unterschied sogar bei monatlich 99,60 Euro zwischen niedrigem und hohem Besiedlungsgrad. Demgegenüber fielen die entsprechenden Unterschiede bei Einpersonenhaushalten und Alleinerziehenden mit 49,40 Euro bei Einpersonenhaushalten und 49,60 Euro bei Alleinerziehenden pro Monat nur etwa halb so hoch aus.

Fußnoten
1 Unter Paaren mit Kindern fallen alle Haushaltskonstellationen, in denen Paare mit ihren Kindern, unabhängig vom Alter der Kinder, leben.
2 Die Kernfamilie wird im engen Sinne definiert, d. h. als zwei oder mehr Personen, die zu demselben Haushalt gehören und die als Ehemann und Ehefrau, als Partner oder Partnerin in einer eingetragenen Partnerschaft, als Partner oder Partnerin in einer eheähnlichen Gemeinschaft oder als Eltern und Kind miteinander verbunden sind.
3 Unter den Begriff Wohnungen fallen neben Mietwohnungen und Eigentumswohnungen in Mehrfamilienhäusern auch Ein- und Zweifamilienhäuser.
4 Bei der Einordung der Werte ist zu berücksichtigen, dass die sogenannten Bestandsmieten im Zensus erfragt wurden. Dabei handelt es sich um die tatsächlich gezahlten Mieten für alle Wohnungen. Auch teils sehr lange bestehende Mietverhältnisse mit entsprechend niedrigerem Mietniveau werden berücksichtigt. Nicht zu verwechseln ist die Bestandsmiete mit der sogenannten Neuvermietungsmiete oder Angebotsmiete, bei der nur neu geschlossene Mietverhältnisse berücksichtigt werden.
5 Für weitere Details siehe Applying the Degree of Urbanisation.
6 Für die Datengrundlage siehe hier.