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Amtliche Statistik für Nordrhein-Westfalen

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Wie stark schreitet der demografische Wandel in Nordrhein-Westfalen voran?
Ergebnisse des Zensus 2022

© Igor Stevanovic - AdobeStock
Menschen auf einem Platz

Nordrhein-Westfalen altert, doch nicht in allen Gemeinden schreitet der demografische Wandel gleich schnell voran. Darüber hinaus zeigen sich strukturelle Unterschiede zwischen Männern und Frauen sowie zwischen deutscher und nichtdeutscher Bevölkerung. In diesem Artikel geben die Ergebnisse des Zensus 2022 im Vergleich zum Zensus 2011 einen Überblick über die demografische Entwicklung in Nordrhein-Westfalen.

Entwicklung des Durchschnittsalters

NRW-Bevölkerung jünger als deutsche Gesamtbevölkerung


Die Bevölkerung in NRW war zum Zensusstichtag am 15. Mai 2022 im Durchschnitt 43,9 Jahre alt. Gegenüber dem Zensusstichtag am 9. Mai 2011 stieg das Durchschnittsalter damit um 0,9 Jahre (2011: 43,0 Jahre). Im Bundesvergleich war NRW 2022 0,4 Jahre jünger als der Durchschnitt der Gesamtbevölkerung in Deutschland (44,3 Jahre). Dieser Abstand ist im Vergleich zu 2011 sogar noch etwas größer geworden. So ist die Alterung der Gesamtbevölkerung in Deutschland gemessen am Durchschnittsalter mit +1 Jahr im Vergleich zu 2011 stärker vorangeschritten als in NRW.  

 


Insgesamt betrachtet war 2022 etwa die Hälfte der NRW-Bevölkerung 45 Jahre und älter. 2011 war es noch etwas weniger als die Hälfte gewesen. Die Entwicklung des Durchschnittsalters sowie des Anteils der Menschen im Alter von 45 und mehr Jahren bestätigen damit für NRW den allgemeinen Trend der demografischen Alterung der Gesellschaft.
 

Bad Sassendorf im Kreis Soest hat die älteste Bevölkerung in NRW


Regional betrachtet hatte Augustdorf im Kreis Lippe 2022 mit 37,9 Jahren die jüngste Bevölkerung in NRW und war damit die einzige Gemeinde in NRW mit einem Durchschnittsalter von unter 40 Jahren. Augustdorf war auch 2011 mit einem durchschnittlichen Alter von 37,2 Jahren die jüngste Gemeinde in NRW gewesen. Demgegenüber wies Bad Sassendorf im Kreis Soest sowohl im Mai 2022 mit 49,5 Jahren als auch im Mai 2011 mit 48,6 Jahren das höchste Durchschnittsalter auf.
 

In NRW ist Saerbeck im Kreis Steinfurt am stärksten gealtert: Das durchschnittliche Alter stieg von 2011 bis 2022 um vier Jahre. Im Kontrast dazu konnte die Stadt Gelsenkirchen die deutlichste Verjüngung mit einem gesunkenen Durchschnittsalter von 0,8 Jahren erzielen. In nur 14 der 396 NRW-Gemeinden ist die Bevölkerung jünger geworden. In Bochum, Monheim am Rhein und Ennepetal blieb das Durchschnittsalter gleich, in 379 Gemeinden stieg es.

 


 

Geschlechterunterschiede

Frauen in NRW durchschnittlich 2,7 Jahre älter als Männer


Das Durchschnittsalter der Frauen betrug 2022 45,2 Jahre und das der Männer 42,5 Jahre. So waren Frauen in NRW durchschnittlich 2,7 Jahre älter als Männer. Damit sind die Geschlechterunterschiede im Vergleich zum letzten Zensus etwas zurückgegangen. So war die weibliche Bevölkerung 2011 mit einem Durchschnittsalter von 44,3 Jahren noch rund 2,8 Jahre älter als die männliche Bevölkerung (Durchschnittsalter: 41,5 Jahre). In der regionalen Betrachtung fällt auf, dass 2022 nur in Wachtendonk im Kreis Kleve das Durchschnittsalter der Männer mit 44,9 Jahren über dem der Frauen mit 44,7 Jahren lag.
 

Altersgruppen im Detail

Fast jede vierte Person in NRW zwischen 50 und 64 Jahre alt


Die höchsten Bevölkerungsanteile in NRW entfielen 2022 auf die Altersgruppen der 50- bis 64-Jährigen. Gut 23 Prozent gehörten 2022 zu dieser Bevölkerungsgruppe, 2011 waren es ca. 20 Prozent gewesen. Im Vergleich zu 2011 sank die Anzahl der 40- bis 44-Jährigen (–23,2 Prozent) und der 45- bis 49-Jährigen (–32,0 Prozent) überdurchschnittlich stark. Die Anzahl der 50- bis 54-Jährigen blieb nahezu konstant (–0,6 Prozent). Die geburtenstarken Jahrgänge der Babyboomer-Generation (1957-1968) trugen dazu bei, dass gleichzeitig die Anzahl der 55- bis 59-Jährigen (+28,4 Prozent) und der 60- bis 64-Jährigen (+29,8 Prozent) in NRW von 2011 zu 2022 zunahm.

Eine merkliche Veränderung zeigen auch die drei ältesten Altersgruppen. Die Anzahl der Seniorinnen und Senioren ab 80 Jahren stieg von 2011 bis 2022 vergleichsweise stark. Insbesondere die älteste Altersgruppe der 90-Jährigen und Älteren verzeichnete eine Zunahme von 60 Prozent (im Vergleich: 80-84 Jahre: +34 Prozent, 85-89 Jahre: +32,4 Prozent). 

Die geschlechtsspezifischen Unterschiede sind bei den 65-Jährigen und Älteren im Vergleich zu den jüngeren Altersgruppen stärker ausgeprägt. Frauen sind in diesen Alterskohorten stärker vertreten als Männer. Der deutlichste Unterschied zeigt sich in der ältesten Altersgruppe: Von den 90-Jährigen und Älteren im Jahre 2022 waren 72,1 Prozent Frauen und 27,9 Prozent Männer. Allerdings ist der Anteil der Männer in den hochbetagten Altersgruppen gegenüber 2011 gestiegen. So waren 2011 nur 19,9 Prozent der 90-Jährigen und Älteren Männer und 80,1 Prozent Frauen gewesen. 

 

Altersstruktur nach Staatsangehörigkeit

Strukturelle Unterschiede bei Altersverteilung deutscher und ausländischer Staatsangehöriger


Zum Zensusstichtag am 15. Mai 2022 hatten in NRW rund 15 322 400 Personen die deutsche Staatsangehörigkeit, fast 2 568 100 Personen in NRW besaßen eine oder mehrere ausländische Staatsangehörigkeiten. Hierbei werden Personen mit einer deutschen Staatsangehörigkeit zur Gruppe der Deutschen gezählt, unabhängig vom Vorliegen weiterer Staatsangehörigkeiten.

Das Durchschnittsalter der deutschen Bevölkerung lag 2022 bei 45,0 Jahren, das der nichtdeutschen Bevölkerung bei 37,2 Jahren. Bei getrennter Betrachtung der Alterspyramide von deutscher und nichtdeutscher Bevölkerung fällt auf, dass bei der Bevölkerung mit deutscher Staatsangehörigkeit die höheren Altersgruppen stärker vertreten waren als bei der nichtdeutschen Bevölkerung. Insbesondere die Altersgruppen ab 55 Jahren, also die Babyboomer-Generation, sowie die Altersgruppen mit Geburtsjahren vor 1957 machten bei der deutschen Bevölkerung mit gut 40 Prozent einen größeren Anteil aus als bei der nichtdeutschen Bevölkerung. Zum Vergleich: Von der Bevölkerung ohne deutsche Staatsangehörigkeit in NRW waren 2022 nur 19,3 Prozent der Personen 55 Jahre alt oder älter. Demgegenüber wies die Bevölkerung ohne deutsche Staatsangehörigkeit höhere Anteile der Personen im Alter von 20 bis 49 Jahren auf als die Bevölkerung mit deutscher Staatsangehörigkeit.

 


Die unterschiedlichen Formen der Alterspyramiden zur Bevölkerung mit deutscher und nichtdeutscher Staatsangehörigkeit spiegeln sich sowohl bei der weiblichen als auch männlichen Bevölkerung wider. Bei den Personen mit deutscher Staatsangehörigkeit war der Anteil der Frauen höher (51,4 Prozent), bei den Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit der Anteil der Männer (51,5 Prozent).
 

 

Jugend- und Altenquotient

Altenquotient steigt, Jugendquotient sinkt


Der Jugendquotient beschreibt das Verhältnis der jungen Bevölkerung unter 20 Jahren zur Bevölkerung im Erwerbsalter von 20 bis unter 65 Jahren. 2022 lag der Jugendquotient in NRW bei 31,6. Das bedeutet, dass auf 100 Personen im erwerbsfähigen Alter 31,6 Kinder und Jugendliche kamen. 2011 waren es noch 32,0. 

 

Beim Altenquotient werden Personen im Rentenalter ab 65 Jahren ins Verhältnis zu Personen im erwerbsfähigen Alter von 20 bis unter 65 Jahren gesetzt. 2022 lag der Altenquotient in NRW bei 36,1. Das bedeutet, dass auf 100 Personen im erwerbsfähigen Alter 36,1 Personen im Rentenalter kamen. 2011 lag dieser Wert noch bei 33,5. Der steigende Altenquotient bedeutet auch, dass immer weniger Personen im erwerbsfähigen Alter immer mehr potenziellen Rentenbezieherinnen und -beziehern gegenüberstehen.

 

Die Jugend- und Altenquotienten quantifizieren den Versorgungsaufwand der erwerbsfähigen Bevölkerung. Die Kennzahlen für 2022 und 2011 zeigen, dass der Versorgungsaufwand in NRW für Kinder und Jugendliche im Bevölkerungsschnitt um 0,4 gesunken und für Personen im Rentenalter um 2,6 gestiegen ist. Somit hat sich der Versorgungsaufwand insgesamt erhöht.

 

 

Datengrundlage und Methode
Daten zum Download
Datengrundlage

Die hier präsentierten Ergebnisse wurden auf der Grundlage des Zensus 2022 und des Zensus 2011 ermittelt. Der Zensus ist eine stichtagsbezogene Personen-, Gebäude- und Wohnungszählung. Bei dem registergestützten Zensus wurden Daten nach Möglichkeit aus bereits vorhandenen Verwaltungsregistern gewonnen. Da die Daten in diesen Registern jedoch nicht vollständig vorliegen und ihre Aktualität nicht gewährleistet ist, wurde der Zensus durch zusätzliche Befragungen der Bevölkerung ergänzt. Das Ergebnis ist eine fundierte Datenlage über die Bevölkerung, die Lebensverhältnisse der Einwohnerinnen und Einwohner sowie den Gebäude- und Wohnungsbestand in Deutschland, in den Bundesländern, aber auch in tiefer regionaler Gliederung für einzelne Gemeinden.

Weitere Informationen und Daten zum Zensus 2022 finden Sie auf folgenden Webseiten:

www.zensus2022.de  
 

www.statistik.nrw/zensus-2022  
 

Methodische Hinweise und Limitationen


Bei der Interpretation der Ergebnisse ist zu beachten, dass sich die in diesem Artikel aufgeführten Daten ausschließlich auf die beiden Stichtage 09.05.2011 und 15.05.2022 beziehen. Die Entwicklungen zwischen diesen Zeitpunkten werden nicht abgebildet.

Die dargestellten Zahlen sind mit der CKM-Methode geheim gehalten. Eine eigenständige Bearbeitung und Berechnung von statistischen Kennzahlen aus den geheim gehaltenen Ergebnissen führt unter Umständen zu größeren Abweichungen von Originalergebnissen oder Unplausibilitäten.

Bei der Darstellung und Beschreibung der Alterspyramide wird das Alter in 5er-Jahresgruppen angegeben, die beiden Zensus-Erhebungen liegen jedoch elf Jahre auseinander. Dies sollte bei eigenen Interpretationen der Ergebnisse stets berücksichtigt werden.

Die Geburtsjahre der Babyboomer-Generation werden in der Literatur unterschiedlich definiert. In diesem Artikel wird die Definition von Pötzsch und zur Nieden (2024) verwendet.

Bei Vergleichen der Jugend- und Altenquotienten mit anderen Quellen ist zu beachten, dass ggf. verschiedene Altersdefinitionen zu Grunde liegen können.

 

Literatur

Pötzsch, O. & zur Nieden, F. (2024). Die Babyboomer: Auf dem Gipfel der demografischen Welle. In Statistisches Bundesamt (Hrsg.), WISTA, 1, 25-38. https://www.destatis.de/DE/Methoden/WISTA-Wirtschaft-und-Statistik/2024/01/die-babyboomer-012024.pdf?__blob=publicationFile 

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