Die Zahl der Einwohnerinnen und Einwohner Nordrhein-Westfalens wird von aktuell 17,9 Millionen bis zum Jahr 2050 auf 17,6 Millionen zurückgehen und 2070 einen Stand von 17,4 Millionen erreichen. Dabei wird sich die demografische Alterung in den kommenden Jahrzehnten fortsetzen: Das Durchschnittsalter der nordrhein-westfälischen Bevölkerung wird von 44,3 auf 46,2 Jahre im Jahr 2050 ansteigen.
Dies sind zentrale Ergebnisse der aktuellen Bevölkerungsvorausberechnung, die IT.NRW als Statistisches Landesamt im Auftrag des Ministeriums für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen durchgeführt hat, um neue Erkenntnisse über die zukünftige Bevölkerungszahl und -struktur zu erhalten. Auf dieser Seite finden Sie die Ergebnisse für alle kreisfreien Städte, kreisangehörigen Gemeinden und Kreise in Nordrhein-Westfalen für die Jahre 2021 bis 2050. Auf Landesebene reichen die Ergebnisse bis zum Jahr 2070.
Bevölkerungsrückgang um drei Prozent bis 2070
Die Einwohnerzahl Nordrhein-Westfalens wird nach den aktuellen Berechnungen in den nächsten Jahrzehnten stetig zurückgehen. Bis zum Jahr 2050 wird sie im Schnitt um 0,1 Prozent pro Jahr sinken. So werden 2050 nur noch rund 17,6 Millionen Menschen in Nordrhein-Westfalen leben, gegenüber dem heutigen Stand von 2021 wäre das ein Rückgang um gut 310 000 Personen bzw. 1,7 Prozent.
Erst am Ende des Vorausberechnungszeitraums, Mitte der 2060er-Jahre, zeichnet sich eine Trendumkehr und damit ein (Wieder-)Anstieg der Bevölkerungszahl ab: Für 2070 werden knapp 17,4 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner in Nordrhein-Westfalen erwartet. Dies wären allerdings noch immer 528 000 Personen bzw. drei Prozent weniger als 2021.
Weniger Geburten, mehr Sterbefälle
Die Zahl der Geburten wird bis Ende der 2030er-Jahre sinken. So werden 2039 voraussichtlich nur noch knapp 151 000 Kinder in Nordrhein-Westfalen geboren – 2021 waren es noch 171 000. Zwar wird anschließend bis zu Beginn der 2050er-Jahre ein Anstieg der Geburtenzahlen folgen, was auf die Nachkommen der relativ starken Geburtenjahrgänge ab 2014 zurückzuführen sein wird. Dennoch wird das heutige Niveau der jährlichen Geburtenzahlen in den kommenden Jahrzehnten nicht mehr erreicht.
Die Zahl der Sterbefälle wird ab den 2040er-Jahren bis etwa zur Mitte der 2050er-Jahre stärker ansteigen als die Geburtenzahl: Ausgehend von 210 000 Gestorbenen im Jahr 2021 wurden für 2054 knapp 231 000 Sterbefälle vorausberechnet. In diesem Zeitraum kommen die geburtenstarken Jahrgänge der sog. „Babyboomer-Generation“ in das potenzielle Sterbealter. Ab den 2060er-Jahren wird die die Zahl der jährlichen Sterbefälle allerdings wieder sinken und sogar unter dem heutigen Niveau liegen.
Die geringen Geburtenzahlen und der Anstieg der Sterbefallzahlen im Vorausberechnungszeitraum führen dazu, dass der Saldo aus Geburten und Sterbefällen, der sog. natürliche Saldo, durchgängig ein negatives Vorzeichen haben wird. Ausgehend von –39 500 Personen in 2021 wird sich der negative Saldo bis 2055 erhöhen auf –71 500. Zum Ende des Vorausberechnungszeitraums wird er sich wieder auf heutigem Niveau bewegen (2069: –40 800).
Für die Wanderungen über die Landesgrenze, darunter fallen Wanderungen aus oder in andere Bundesländer sowie Wanderungen aus dem oder in das Ausland, wurden in dieser Vorausberechnung insgesamt Wanderungsgewinne angenommen (vgl. Abschnitt „Methode und Annahmen“). Für den größten Teil des Vorausberechnungszeitraums werden die Wanderungsgewinne jedoch nicht hoch genug ausfallen, um den durchgängig negativen natürlichen Saldo auszugleichen.
Erst zur Mitte der 2060er-Jahre wird die rückläufige Zahl der Sterbefälle – bei gleichzeitig stabilen Geburtenzahlen – sowie die angenommenen konstanten Wanderungsgewinne voraussichtlich zu einem leichten Wiederanstieg der Bevölkerungszahl führen.
Veränderung in der Altersstruktur
Neben einer veränderten Einwohnerzahl wird es in den kommenden Jahrzehnten auch Verschiebungen in der Altersstruktur der Bevölkerung geben: Aktuell wird der Bevölkerungsaufbau noch durch die geburtenstarken Jahrgänge der sog. „Babyboomer-Generation“ dominiert, die heute etwa zwischen 50 und 65 Jahre alt sind und in diesem und im kommenden Jahrzehnt in das Rentenalter übergehen werden. Da die nachfolgenden Geburtsjahrgänge im Vergleich schwächer besetzt sind, wird die Zahl der Personen im Erwerbsalter zukünftig sukzessive abnehmen. Hingegen wird die Altersgruppe der über 80-Jährigen durch die alternden „Babyboomer“ bis 2050 anwachsen. Zwanzig Jahre später, 2070, zeigt die Alterspyramide eine gleichmäßigere Verteilung, d. h. es gibt keine Altersklassen, die zahlenmäßig vergleichbar hervorstechen wie die „Babyboomer“.
Entwicklung der Bevölkerung im Kindes- und Jugendalter
Die Zahl der unter 3-Jährigen sowie der 3- bis unter 6-Jährigen wird – maßgeblich beeinflusst durch die Geburtenzahlen – in den nächsten zwei Jahrzehnten sinken und Anfang der 2040er-Jahre um gut zehn Prozent unter dem heutigen Niveau liegen. Auch wenn die Zahl der unter 6-Jährigen in den Folgejahren wieder leicht zunimmt, wird sie bis zum Jahr 2070 unter dem Ausgangsniveau des Jahres 2021 bleiben.
Die Gruppe der 6- bis unter 10-Jährigen wird zunächst noch etwa fünf Jahre lang anwachsen, da geburtenstarke Jahrgänge nachrücken. Auch bei den 10- bis unter 16-Jährigen ist zunächst eine Zunahme der Besetzungszahl zu erwarten, insbesondere in der ersten Hälfte der 2030er-Jahre (2032: +13,2 Prozent gegenüber 2021). In den Folgejahren wird die Bevölkerungszahl beider Altersgruppen wieder zurückgehen und sich ab den 2040er-Jahren bzw. 2050er-Jahren etwa auf dem Ausgangsniveau bewegen.
Die Zahl der 16- bis unter 19-Jährigen nimmt in den kommenden Jahren zunächst ab, bevor geburtenstärkere Jahrgänge in diese Altersgruppen hineinwachsen. Mitte der 2030er-Jahre wird der Bestand um 11,6 Prozent über dem Niveau von 2021 liegen, ab den 2050er-Jahren wird etwa wieder das Ausgangsniveau erreicht.
Entwicklung der Bevölkerung im Erwachsenenalter
Für die Bevölkerung im mittleren Erwachsenenalter zeigt die Bevölkerungsvorausberechnung einen rückläufigen Trend:
Die Gruppe der 19- bis unter 25-Jährigen wird über den gesamten Vorausberechnungszeitraum etwas geringer besetzt sein als im Ausgangsjahr 2021. Ab Mitte der 2050er-Jahre ist die Zahl der jungen Erwachsenen um etwa ein Zehntel kleiner als 2021. Die Zahl der 25- bis unter 40-Jährigen wird nach einem kurzen geringfügigen Anstieg ebenfalls sinken. Ab Mitte der 2040er-Jahre wird der Umfang dieser Altersgruppe um gut ein Zehntel unter dem Ausgangsniveau liegen. In den 2050er-Jahren wird die Besetzungszahl zwar wieder ansteigen, aber durchweg unter dem Niveau des Jahres 2021 bleiben.
Die Zahl der 40- bis unter 65-Jährigen wird in den kommenden Jahrzehnten fast kontinuierlich zurückgehen, sodass diese Altersgruppe ab Mitte der 2050er-Jahre um etwa 15 Prozent kleiner ist als im Ausgangsjahr 2021.
Demgegenüber wird die Bevölkerung im höheren Alter in den kommenden Jahrzehnten vergleichsweise deutlich anwachsen, da die geburtenstarken Jahrgänge der „Babyboomer-Generation“ das Rentenalter erreichen:
Die Zahl der 65- bis unter 80-Jährigen nimmt zunächst kontinuierlich zu und erreicht ihr voraussichtliches Maximum im Jahr 2036. Sie wird dann um mehr als ein Drittel gegenüber dem Niveau von 2021 gestiegen sein (+34,4 Prozent). In den Folgejahren wird die Zahl wieder sinken, bis sich ab 2050 ein erneuter Anstieg abzeichnet.
Die Zahl der hochaltrigen Personen ab 80 Jahren wird in den kommenden Jahrzehnten überdurchschnittlich stark ansteigen. Diese Entwicklung wird ihren Höhepunkt in den frühen 2050er-Jahren erreichen: 2051 wird sie sich gegenüber 2021 um mehr als die Hälfte (+57,5 Prozent) erhöht haben. Nach einer anschließenden rückläufigen Phase ist zum Ende des Berechnungszeitraums im Jahr 2070 eine erneute Zunahme absehbar; dann werden 44,4 Prozent mehr Personen ab 80 Jahren in Nordrhein-Westfalen leben als im Jahr 2021.
Mehr Menschen im höheren, weniger im mittleren Alter
Im Gesamtbild wird die unterschiedliche zahlenmäßige Entwicklung der Altersgruppen in den kommenden Jahrzehnten zu einer Verschiebung der Bevölkerungsstruktur führen: Der Anteil der 65- bis unter 80-Jährigen an der Gesamtbevölkerung wird von 14,3 Prozent im Jahr 2021 auf 18,5 Prozent im Jahr 2040 ansteigen. Nach einem leichten Rückgang in den Folgejahren ist ein erneuter Anstieg auf 16,8 Prozent ab 2060 zu erwarten. Auch der Anteil der Hochaltrigen (80 Jahre und älter) wird bis zur Jahrhundertmitte auf 11,3 Prozent ansteigen (2021: 7,0 Prozent).
Dagegen wird der Bevölkerungsanteil der Menschen im Alter von 19 bis unter 65 Jahren in den nächsten Jahrzehnten abnehmen: Lag ihr Anteil 2021 bei 60,8 Prozent, so wird dieser 2040 bei 54,9 Prozent liegen und in den Folgejahren etwa auf diesem Niveau verbleiben. Vergleichsweise konstant – bei etwa 18 Prozent – wird sich über den gesamten Vorausberechnungszeitraum der Anteil der Kinder und Jugendlichen halten.
Höchste Bevölkerungszuwächse am Rhein, höchste Verluste in Ost- und Südwestfalen
Entgegen dem Landestrend ist bis zum Jahr 2050 für insgesamt 17 der 53 Kreise und kreisfreien Städte mit einem Bevölkerungswachstum zu rechnen. Die größten Zuwächse an Einwohnerinnen und Einwohnern sind in den Großstädten entlang der Rheinschiene zu erwarten: Bonn (+8,8 Prozent), Köln (+5,0 Prozent) und Düsseldorf (+4,2 Prozent). Auch für die kreisfreien Städte Münster (+3,1 Prozent), Wuppertal (+2,4 Prozent) und Aachen (+2,3 Prozent) zeichnet sich ein Anstieg der Bevölkerungszahlen ab, genauso wie für die Kreise Euskirchen (+4,0 Prozent), Heinsberg (+2,7 Prozent) und Kleve (+2,0 Prozent).
Diesen Regionen stehen insgesamt 36 kreisfreie Städte und Kreise gegenüber, in denen bis 2050 mit einer rückläufigen Bevölkerungszahl zu rechnen ist. Die höchsten Rückgänge werden im Kreis Höxter (−14,3 Prozent), im Kreis Olpe (−13,3 Prozent), im Märkischen Kreis (−13,0 Prozent), im Hochsauerlandkreis (−11,4 Prozent) und im Kreis Siegen-Wittgenstein (−8,5 Prozent) erwartet.
Auch für die Ruhrgebietsstädte sowie die anliegenden Kreise ist ein Bevölkerungsrückgang absehbar, der aber unterschiedlich stark ausfallen wird: Während die kreisfreien Städte Herne, Essen und Dortmund eher geringere Verluste an Einwohnerinnen und Einwohnern unter einem Prozent zu erwarten haben, ist in der kreisfreien Stadt Oberhausen, im Ennepe-Ruhr-Kreis sowie in den Kreisen Unna, Recklinghausen und Wesel mit Verlusten von mehr als fünf Prozent zu rechnen.
Nur die Großstädte erzielen steigende Einwohnerzahlen
Differenziert nach Gemeindetypen zeigt sich, dass bis zum Jahr 2050 nur in den Großstädten ab 100 000 Einwohnerinnen und Einwohnern ein leichtes Wachstum der Bevölkerungszahl zu erwarten ist (+0,4 Prozent). Ein Bevölkerungsrückgang ist demgegenüber sowohl für die Mittelstädte mit 20 000 bis unter 100 000 Einwohnerinnen und Einwohnern (−3,1 Prozent) als auch für die Kleinstädte und Landgemeinden mit weniger als 20 000 Einwohnerinnen und Einwohnern (−4,9 Prozent) absehbar.
Die Entwicklung der Klein- und Mittelstädte wird durch einen negativen natürlichen Saldo bestimmt, d. h. die Zahl der Geburten ist langfristig kleiner als die Zahl der Sterbefälle. Zwar werden die Klein- und Mittelstädte bis zum Jahr 2050 neue Einwohnerinnen und Einwohner durch Zuzüge dazugewinnen, diese Gewinne fallen aber nicht hoch genug aus, um den negativen natürlichen Saldo auszugleichen.
Auch in den Großstädten werden sich die Zahlen der Geburten und der Sterbefälle in entgegengesetzte Richtungen entwickeln, jedoch ist das Ungleichgewicht nicht so ausgeprägt. Anders als bei den Klein- und Mittelstädten kann der Überschuss der Gestorbenen durch Wanderungsgewinne kompensiert werden, wodurch insgesamt ein leichtes Bevölkerungswachstum erzielt werden kann.
Bevölkerung in den Kreisen altert stärker als in den kreisfreien Städten
Die demografische Alterung wird sich in den nächsten drei Jahrzehnten in allen nordrhein-westfälischen Regionen bemerkbar machen, allerdings mit unterschiedlicher Geschwindigkeit und Intensität. Der Vorausberechnung zur Folge wird die Alterung in den Kreisen stärker ausfallen als in den kreisfreien Städten: Während das Durchschnittsalter in den Kreisen bis 2050 um 2,6 Jahre steigen wird, wird es in den kreisfreien Städten lediglich um ein Jahr ansteigen. Dabei wiesen die Kreise bereits 2021 mit 44,9 Jahren ein höheres Durchschnittsalter auf als die kreisfreien Städte mit 43,4 Jahren.
Die größten Zunahmen des Durchschnittsalters bis zum Jahr 2050 werden im Kreis Borken und im Kreis Olpe (jeweils +4,3 Jahre) erwartet, gefolgt vom Kreis Coesfeld (+4,0 Jahre) sowie dem Kreis Höxter (+3,9 Jahre) und dem Kreis Steinfurt (+3,8 Jahre). Dem stehen kreisfreie Städte im Ruhrgebiet gegenüber, in denen das Durchschnittsalter 2050 nur geringfügig höher oder sogar leicht niedriger liegen wird als aktuell – dies wird beispielsweise in den Städten Hagen, Gelsenkirchen, Herne, Essen und Bochum der Fall sein.
Methode
Die vorliegende Bevölkerungsvorausberechnung basiert – wie die vorangegangenen Vorausberechnungen – auf der Kohorten-Komponenten-Methode. Bei dieser Methode wird die Ausgangsbevölkerung für jedes Vorausberechnungsjahr nach Alter und Geschlecht fortgeschrieben, indem Gestorbene und Fortgezogene vom Anfangsbestand abgezogen sowie Geburten und Zugezogene hinzugezählt werden. Die Lebendgeborenen eines Jahres bilden die neue Kohorte der unter Einjährigen des Folgejahres. Dieser Vorgang wird auf der Ebene der kreisfreien Städte und der kreisangehörigen Gemeinden unter Berücksichtigung der festgelegten Annahmen über die zukünftige Entwicklung der demografischen Komponenten Geburten, Sterbefälle und Wanderungen durchgeführt.
Ausgangsbasis der Bevölkerungsvorausberechnung sind die Bevölkerungszahlen zum 01.01.2021, dies entspricht der Fortschreibung des Bevölkerungsstands zum Stichtag 31.12.2020.
Für die kreisfreien Städte, kreisangehörigen Gemeinden und die Kreise reicht der Vorausberechnungszeitraum bis zum Jahr 2050. Zusätzlich sind weitergehende Modellrechnungen auf Landesebene erfolgt, die Entwicklungsverläufe bis zum Jahr 2070 aufzeigen.
Die Ergebnisse für die Kreise, die Regierungsbezirke sowie für das Land NRW werden durch Summierung der Ergebnisse der jeweils untergeordneten regionalen Verwaltungseinheiten gewonnen.
Annahmen
Für die Bevölkerungsvorausberechnung werden Annahmen über die Entwicklung der drei demografischen Komponenten Fertilität, Mortalität und Migration getroffen. Diese Annahmen basieren auf der tatsächlichen Entwicklung dieser drei Größen in den vergangenen Jahren. Für die aktuelle Bevölkerungsvorausberechnung wurden die Entwicklungen insbesondere der Jahre 2017 bis 2020 (sog. Stützzeitraum) herangezogen, um Trends der demografischen Entwicklung abzulesen und auf dieser Basis erwartbare und gleichzeitig plausible zukünftige Weiterentwicklungen abzuschätzen.
Die Bevölkerungsentwicklung war im Stützzeitraum einerseits durch ein weiterhin hohes Geburtenniveau geprägt, andererseits durch einen leichten bzw. stagnierenden Anstieg der Lebenserwartung. Zudem konnten seit 2016 abnehmende Wanderungsgewinne aus dem Ausland festgestellt werden. Im Jahr 2020 zeigte auch die Coronapandemie Auswirkungen auf die Bevölkerungsentwicklung in NRW: Die Wanderungsgewinne aus dem Ausland konnten den seit Jahrzehnten bestehenden negativen natürlichen Saldo nicht mehr kompensieren, sodass erstmalig seit 2011 wieder ein Bevölkerungsrückgang erfolgte.
Die Operationalisierung der Annahmen wird für jede kreisfreie Stadt und jede kreisangehörige Gemeinde gesondert vorgenommen mit folgender Ausnahme: Bei den kreisangehörigen Gemeinden wurde die zukünftige Entwicklung der Komponenten Fertilität und Mortalität auf Basis der Entwicklungen der zugehörigen Kreisebene abgeleitet.
Die Festlegung der Annahmen erfolgte zusammen mit dem Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie NRW in Abstimmung mit allen Ressorts der Landesregierung.
Zusammenfassung der Annahmen zur Bevölkerungsvorausberechnung NRW 2021
Grenzen der Bevölkerungsvorausberechnung
Ziel einer Bevölkerungsvorausberechnung ist es, aufzuzeigen, wie sich die Bevölkerung in ihrer Zahl und Zusammensetzung unter bestimmten Annahmen zukünftig entwickeln wird.
Bei der Interpretation solcher Vorausberechnungsergebnisse ist grundsätzlich zu bedenken, dass sich die aufgezeigten Verläufe nur dann ergeben, wenn die getroffenen Annahmen auch eintreten. Insofern sind diese Ergebnisse nicht als präzise zu erwartende Entwicklungen aufzufassen, sondern bilden für die Zukunft ausschließlich „Wenn-dann-Aussagen“ ab.
„Die Bevölkerungsvorausberechnungen sind deshalb vor allem dann sinnvoll und nützlich, wenn sie richtige Signale senden, und nicht unbedingt dann, wenn sie bei der Ex-post-Betrachtung die Zukunft mit hoher Genauigkeit vorausgesagt haben“ (vgl. Pötzsch 2016).
Die größte Unsicherheit bei der Festlegung der Annahmen liegt bei der Einschätzung der Auslandswanderungen. Diese hängen in hohem Maße von einer sich u. U. kurzfristig ändernden internationalen politischen Lage und politischen Entscheidungen ab. Dies haben in der jüngeren Vergangenheit die hohe Zahl an zugewanderten Schutzsuchenden in den Jahren 2015/2016, Sonderentwicklungen wie die Auswirkungen der Coronapandemie sowie aktuell die Zuzüge von Schutzsuchenden aus der Ukraine gezeigt. Entsprechende schwer vorhersehbare Entwicklungen mit relevanten Auswirkungen auf die hiesige Bevölkerungsentwicklung lassen sich nicht im Vorhinein in einer Vorausberechnung berücksichtigen.
Die „Treffsicherheit“ der Ergebnisse einer Bevölkerungsvorausberechnung nimmt mit der Größe der Regionaleinheit ab, d. h. sie ist in (kleineren) Gemeinden als geringer einzuschätzen. Der Grund dafür ist, dass die einzelnen demografischen Komponenten in kleineren Gemeinden i. d. R. größeren Schwankungen unterliegen, was insbesondere die Einschätzung der Wanderungsbewegungen erschwert.
Bei der Interpretation der Ergebnisse auf Gemeindeebene sollten daher zusätzlich bekannte ortsspezifische Rahmenbedingungen und Entwicklungen beachtet werden, die einen Einfluss auf die Bevölkerungsentwicklung haben könnten (vgl. Friedrich/Knabe 2020). Beispiele hierfür sind die zukünftige Ansiedlung oder Schließung von Betrieben oder Bildungseinrichtungen, die Öffnung oder Schließung von Unterkünften für Schutzsuchende oder die Ausweisung von Baugebieten
Literatur
Friedrich, Klaus; Knabe, Susanne (2020): Bevölkerungsvorausberechnungen. Was sie leisten können – und was nicht. In: Statistisches Monatsheft Thüringen, September 2020
Pötzsch, Olga (2016): (Un-)Sicherheiten der Bevölkerungsvorausberechnungen, in: Wista 4-2016
Weiterführendes
Neben den hier dargestellten Ergebnissen der Bevölkerungsvorausberechnung wurde zudem eine sog. „Analysevariante“ berechnet. Diese Variante schreibt ausschließlich die demografischen Komponenten Geburten und Sterbefälle in die Zukunft fort, während die Wanderungsbewegungen unberücksichtigt bleiben. Die „Analysevariante“ kann zum einen den Effekt der Wanderungsbewegungen auf die zukünftige Bevölkerungsentwicklung aufzeigen und zum anderen als Ausgangsbasis für eigene Modellrechnungen dienen. Die Ergebnisse der „Analysevariante“ (kleinste Regionaleinheit: Gemeinde) können bei Interesse kostenfrei zur Verfügung gestellt werden.