
Wie viel Zeit verbringen Jugendliche mit Sport und Freizeit? Welche Unterschiede zeigen sich zwischen Männern und Frauen beim Zeitaufwand für bezahlte oder unbezahlte Arbeit? Wofür hätten Menschen in NRW gerne mehr Zeit? Diese und weitere Fragen lassen sich mit den Ergebnissen der Zeitverwendungserhebung (ZVE) beantworten. Nachfolgend werden ausgewählte zentrale Ergebnisse der ZVE 2022 für Nordrhein-Westfalen dargestellt. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf den Unterschieden zwischen den Altersgruppen, zwischen den Geschlechtern und zwischen Tagen unter der Woche und Wochenend- und Feiertagen.
- Ein durchschnittlicher 24-Stunden-Tag in NRW
- Durchschnittliche Zeitverwendung nach Altersgruppen
- Wie verbringen die Menschen in NRW ihre Freizeit?
- Freizeitgestaltung im Detail
- Geschlechterunterschiede bei unbezahlter Arbeit und Erwerbsarbeit
- Subjektives Zeitempfinden
- Methodische Hinweise, Anmerkungen, Weiterführendes
Fast die Hälfte des Tages verbringen Menschen in NRW im Schnitt mit Schlafen, Essen und Körperpflege
Elf Stunden für Schlafen, Essen und Körperpflege – also fast die Hälfte des Tages verbringen Menschen in NRW im Durchschnitt für persönliche Belange und die eigene Regeneration.1 Weitere sechs Stunden entfallen auf die Bereiche "Soziales Leben und Unterhaltung, Sport sowie Mediennutzung". Etwas weniger werden mit "Haushaltsführung und der Betreuung der Familie" (3 Stunden 12 Minuten) sowie für "Erwerbstätigkeit und Bildung" (2 Stunden 58 Minuten) verbracht. Hier ist zu beachten, dass alle Menschen ab 10 Jahren über alle Wochentage in diese Darstellung einfließen. Somit fällt z.B. die Dauer der Erwerbstätigkeit im Durchschnitt kleiner aus als bei den tatsächlich berufstätigen Personen an den üblichen Arbeitstagen Montag bis Freitag. Ebenso werden neben Schülerinnen und Schülern auch Arbeitslose und alle anderen Nichterwerbstätige in dieser Durchschnittsberechnung berücksichtigt.

Die Daten für diese Grafik sind in der Landesdatenbank NRW (LDB) abrufbar.
Große Unterschiede zwischen Tagen unter der Woche und Wochenend- und Feiertagen
Es zeigen sich größere Unterschiede in der Zeitverwendung zwischen Wochentagen (Montag bis Freitag) und Wochenenden bzw. Feiertagen bei Personen ab 10 Jahren. Wochentage sind stärker durch berufliche und Haushaltspflichten geprägt, was die Zeit für Freizeit und Erholung einschränkt. So verbringen Menschen in NRW von Montag bis Freitag im Durchschnitt etwa vier Stunden mit Erwerbstätigkeit oder Bildung. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass in dieser Darstellung auch Nichterwerbstätige mit einberechnet sind. Werden nur die Menschen betrachtet, die tatsächlich an Tagen unter der Woche arbeiten, weisen sie eine durchschnittliche Arbeitszeit von knapp acht Stunden auf (ohne Aktivitäten im Bereich Bildung).

Die Daten für diese Grafik sind in der Landesdatenbank NRW (LDB) abrufbar.
Die Menschen in NRW nutzen die Wochenenden und Feiertage mehr für ihre persönlichen Belange und weniger für die Arbeit: So verbringen sie mehr Zeit für die eigene Regeneration (wie zum Beispiel Schlafen oder Essen) und für soziale Interaktionen, Sport und Medien als an Tagen unter der Woche. Die mit Erwerbstätigkeit oder Bildung verbrachte Zeit reduziert sich an Wochenend- und Feiertagen im Durchschnitt von knapp vier Stunden auf 39 Minuten. Demgegenüber unterscheidet sich die Zeit für Haushalt und Familie kaum zwischen den Tagen unter der Woche und Wochenenden bzw. Feiertagen.
Kinder und Jugendliche (10-17 Jahre) verbringen viel Zeit mit Aktivitäten aus den Bereichen Erholung und soziales Leben sowie Unterhaltung
Die durchschnittliche Zeitverwendung von Kindern und Jugendlichen unterscheidet sich vom allgemeinen Durchschnitt darin, dass diese Altersgruppe mehr Zeit für „Persönlicher Bereich, Physiologische Regeneration“ (Schlafen/Körperpflege) und für „Soziales Leben und Unterhaltung, Sport und Mediennutzung“ verwendet und deutlich weniger für „Haushaltsführung und Betreuung der Familie“.

Die Daten für diese Grafik sind in der Landesdatenbank NRW (LDB) abrufbar.
Junge Erwachsene im Alter von 18 bis 29 Jahren investieren viel Zeit in Bildung und Erwerbstätigkeit
Junge Erwachsene verbringen einen vergleichsweise hohen Anteil mit Freizeit und sozialen Aktivitäten. Darüber hinaus verwendet diese Altersgruppe mit 4 Stunden und 35 Minuten im Vergleich zu den anderen Altersgruppen im Schnitt die meiste Zeit für den Bereich „Erwerbstätigkeit und Bildung“.

Die Daten für diese Grafik sind in der Landesdatenbank NRW (LDB) abrufbar.
In der „Rushhour des Lebens“ verbringen Menschen mehr Zeit mit Haushaltsaufgaben und Kinderbetreuung
Erwachsene im Alter von 30 und 44 Jahren verbringen im Vergleich zu allen anderen Altersgruppen die wenigste Zeit mit Freizeitaktivitäten, während sie zusätzlich zur Erwerbstätigkeit die meiste Zeit für Haushaltsführung und Kinderbetreuung aufwenden. Auch die Zeitspanne für persönliche Regeneration ist mit 10 Stunden und 36 Minuten die kürzeste unter allen Altersgruppen. Daher wird diese Phase auch als „Rushhour des Lebens“ bezeichnet.

Die Daten für diese Grafik sind in der Landesdatenbank NRW (LDB) abrufbar.
Ältere Erwachsene im Alter von 45 bis 64 Jahren haben wieder mehr Zeit für soziales Leben und Familie
Ältere Erwachsene verbringen im Vergleich zu den Personen unter 30 Jahren mehr Zeit mit Aktivitäten in den Bereichen "Soziales Leben/Unterhaltung/Sport/Mediennutzung" und "Haushaltsführung/Betreuung der Familie“.

Die Daten für diese Grafik sind in der Landesdatenbank NRW (LDB) abrufbar.
Menschen ab 65 Jahren verfügen über die meiste Freizeit
Die durchschnittliche Zeitverwendung von Seniorinnen und Senioren in NRW (Personen ab 65 Jahren) zeigt, dass diese Altersgruppe über die meiste Freizeit („Soziales Leben und Unterhaltung, Sport und Mediennutzung“ und „andere Freizeitaktivitäten“) von allen Altersgruppen verfügt. Ebenfalls wird in dieser Altersgruppe vergleichsweise viel Zeit für die Regeneration verwendet.

Die Daten für diese Grafik sind in der Landesdatenbank NRW (LDB) abrufbar.
Mehr Zeit für Sport, Hobbys und Spiele am Wochenende
Um einen genaueren Blick auf die Freizeitgestaltung der Menschen in Nordrhein-Westfalen zu werfen, ist es interessant, die Unterschiede in der Zeitverwendung an Wochentagen und Wochenenden zu betrachten. In Nordrhein-Westfalen verbringen die Menschen einen beträchtlichen Teil ihres Lebens mit Freizeitaktivitäten. Im Schnitt ist Freizeit mit 6 Stunden und 8 Minuten ein wichtiger Bestandteil des Tages. Am Wochenende und an Feiertagen stehen das soziale Leben und die Unterhaltung mehr im Mittelpunkt als an Tagen unter der Woche (montags bis freitags). Die Zeit dafür verdoppelt sich fast gegenüber Tagen unter der Woche. Tätigkeiten aus dem Bereich "Sport, Hobbys und Mediennutzung" werden ebenfalls mehr am Wochenende und an Feiertagen ausgeübt, aber der Unterschied zu Tagen unter der Woche ist nicht ganz so stark.

Die Daten für diese Grafik sind in der Landesdatenbank NRW (LDB) abrufbar.
Seniorinnen und Senioren haben die meiste Zeit für Freizeitaktivitäten
Ältere Menschen ab 65 Jahren wenden im Altersgruppenvergleich im Durchschnitt die meiste Zeit für Freizeitaktivitäten auf, während die 30-44-Jährigen dafür die geringste Zeit aufbringen. In der Mediennutzung sind die Seniorinnen und Senioren die Spitzenreiter mit 4 Stunden 18 Minuten, und die 10-17-Jährigen weisen mit gut 2 Stunden den geringsten Medienkonsum auf. Kinder und Jugendliche haben dagegen das größte Zeitbudget aller Altersgruppen für „Sport, Hobbys und Spiele“ und für „Soziales Leben und Unterhaltung“.

Die Daten für diese Grafik sind in der Landesdatenbank NRW (LDB) abrufbar.
Fernsehen und Streaming hat den größten Anteil
Die ZVE ermöglicht auch eine detailliertere Auswertung der Freizeitaktivitäten. Aus der folgenden Grafik geht hervor, dass der Konsum digitaler Medien, wie Fernsehen, Streaming und Video-on-Demand, mit 2 Stunden und 12 Minuten die meiste Zeit in Anspruch nimmt. Weitere häufige Aktivitäten, die täglich rund eine halbe Stunde beanspruchen, sind „Soziale Kontakte“, „Sport und körperliche Bewegung“, „Spiele (analog/digital)“ und „Lesen (auch elektronisch)“.

Die Daten für diese Grafik sind in der Landesdatenbank NRW (LDB) abrufbar.
Frauen arbeiten wöchentlich insgesamt über eine Stunde mehr als Männer
Die ZVE gibt nicht nur Auskunft darüber, womit Menschen in NRW ihre Freizeit verbringen, sondern auch darüber, welche Geschlechterunterschiede es bezüglich der Zeitverwendung im Bereich Arbeit gibt. Arbeit lässt sich in Erwerbsarbeit (bezahlte Tätigkeit) und in unbezahlte Arbeit (Care-Arbeit und Haushaltsführung) unterteilen: Zwar gehen Männer in NRW pro Woche länger einer Erwerbsarbeit nach als Frauen (+8 Stunden und 25 Minuten), dafür leisten Frauen länger unbezahlte Arbeit als Männer (+9 Stunden und 47 Minuten). Zur unbezahlten Arbeit zählen neben der Haushaltsführung auch die Kinderbetreuung, die Pflege von Angehörigen sowie ehrenamtliches oder freiwilliges Engagement und die Unterstützung haushaltsfremder Personen. Werden unbezahlte Arbeit und bezahlte Arbeit addiert, arbeiten Frauen ab 18 Jahren in NRW im Schnitt 1 Stunde und 22 Minuten pro Woche mehr als Männer.

Die Daten für diese Grafik sind in der Landesdatenbank NRW (LDB) abrufbar.
Frauen wenden doppelt so viel Zeit für Haushaltsführung auf wie Männer
Die Unterschiede zwischen den Geschlechtern bei der Zeitverwendung für unbezahlte Arbeit werden noch deutlicher, wenn die Ergebnisse im Detail betrachtet werden: Frauen sind im Durchschnitt 13 Stunden und 16 Minuten wöchentlich mit Haushaltsarbeiten beschäftigt und damit etwa doppelt so lang wie Männer mit 6 Stunden und 23 Minuten. Die größten Geschlechterunterschiede bestehen in den Bereichen „Zubereitungen von Mahlzeiten, Hausarbeiten in der Küche“ und im Bereich „Putzen/Waschen“ sowie im Bereich „Ehrenamt, freiwilliges Engagement/Unterstützung anderer Haushalte“. In all diesen Bereichen der unbezahlten Arbeit arbeiten Frauen länger als Männer. Nur im Bereich „Garten/Handwerk“ arbeiten Männer im Schnitt unbezahlt eine halbe Stunde in der Woche länger als Frauen. Dagegen sind „Ehrenamt, freiwilliges Engagement/Unterstützung anderer Haushalte“ bei den Geschlechtern ungefähr gleich verteilt (bei Männern im Durchschnitt 1 Stunde und 34 Minuten pro Woche, bei Frauen 1 Stunde und 47 Minuten).

Die Daten für diese Grafik sind in der Landesdatenbank NRW (LDB) abrufbar.
Fast die Hälfte der Menschen hat subjektiv zu wenig Zeit zum Ausruhen
Die subjektive Selbsteinschätzung der Zeitverwendung2 in Nordrhein-Westfalen gibt wertvolle Hinweise darauf, wie Menschen ihre Zeit erleben. Zu beachten ist hierbei, dass es sich um subjektives Wahrnehmen bzw. Empfinden handelt; dieses kann von Person zu Person unterschiedlich sein. Verschiedene Faktoren, wie etwa die Art der Tätigkeit, das Alter, der psychische Zustand oder die Lebenssituation, beeinflussen das Zeitempfinden. Folgende Grafik zeigt, in welchen Bereichen die Menschen subjektiv zu wenig Zeit haben.

Datengrundlage, Methode und weiterführende Informationen
Die Zeitverwendungserhebung (ZVE) wird alle zehn Jahre von den Statistischen Ämtern des Bundes und der Länder durchgeführt und hält fest, wie wir unsere Zeit verbringen. Dafür werden Haushalte auf freiwilliger Basis befragt, indem jedes teilnehmende Haushaltsmitglied ab 10 Jahren an drei aufeinanderfolgenden Tagen seine Aktivitäten dokumentiert. Durch die Mittelwertbetrachtung kann es sein, dass die tatsächliche Summe der gerundeten Werte aller Merkmalsausprägungen in einer Zeile oder Spalte von der ausgewiesenen (gerundeten) Gesamtsumme abweicht.
Da die ZVE eine Quotenstichprobenerhebung ist, wird stellvertretend für alle in NRW lebenden Haushalte ein kleiner Teil befragt. Damit die Statistik repräsentativ ist, muss gewährleistet sein, dass bei der Befragung alle Haushaltstypen wie z. B. unterschiedliche Haushaltsgrößen und Erwerbssituationen vertreten sind.
Die Ergebnisse der ZVE lassen Erkenntnisse über viele gesellschaftspolitische Themen wie dem Gender Care Gap, Mobilität, Arbeitzeitarrangements oder Bildungsthemen, aber auch über die unterschiedliche Zeitverwendung verschiedener Personengruppen zu.
Unter „Erwerbstätigkeit“ fällt nicht nur die bezahlte Arbeitszeit, sondern beispielsweise auch die zugehörigen Pausen und Wegezeiten. Auch die Suche nach einer Arbeitsstelle wird der Kategorie „Erwerbstätigkeit“ zugeordnet. Zur „Bildung“ zählen wiederum nicht nur Unterrichtszeiten in der Schule, Lehrveranstaltungen an einer Hochschule oder Weiterbildungsmaßnahmen im Beruf oder in der Freizeit, sondern beispielsweise auch Pausen, Lernzeiten oder die Teilnahme an schulischen Betreuungsangeboten. Im Bereich Zeit für soziales Leben und Unterhaltung fallen Aktivitäten wie Treffen im Freundes- und Familienkreis, Besuche von Kultur- oder Sportveranstaltungen, aber auch Ausruhen sowie die Nutzung sozialer Medien an.
Dieses Video vom Statistischen Bundesamt erklärt die Zeitverwendungserhebung.
Die 2022er Ergebnisse basieren auf den Aufzeichnungen von 4 210 befragten Personen aus 2 136 Privathaushalten, die auf rund 8,8 Millionen Haushalte in Nordrhein-Westfalen hochgerechnet wurden. Weitere Eckdaten finden Sie auch in Form von kostenlos abrufbaren Excel-Tabellen oder in der Landesdatenbank NRW.
Auf dieser Seite finden Sie weiterführende Informationen zur Zeitverwendungserhebung (ZVE) in Nordrhein-Westfalen. Weitere Ergebnisse der ZVE 2022 bietet die Themenseite Zeitverwendung im Internetangebot des Statistischen Bundesamtes.
Fußnoten
1 Die dargestellten Zeitangaben sind auf ganze Minuten gerundet. Daher kann es sein, dass die Werte in Summe nicht exakt 24 Stunden je Tag ergeben.
2 Bei diesen Ergebnissen ist zu berücksichtigen, dass die Zeitverwendungserhebung im gesamten Jahr 2022 stattfand. Zu Jahresbeginn bestanden noch gewisse Corona-Beschränkungen und die Kontaktbeschränkungen und harten Lockdowns der Vorjahre könnten sich in unterschiedlicher Weise auch auf das subjektive Zeitempfinden ausgewirkt haben.