Wie entwickelt sich der Energieverbrauch der Industrie?
Im Jahr 2021 hat das Verarbeitende Gewerbe rund 1,29 Millionen Terajoule an Energie verbraucht. Das waren 52,1 Tausend Terajoule bzw. 4,2 Prozent mehr Energie als ein Jahr zuvor. Dieser Mehrverbrauch entspricht mehr als dem 40-fachen des Energiebedarfs der Stadt Köln für Strom und Wärme. Der letzte Höchstwert des Jahres 2012 mit einem Verbrauch von 1,53 Millionen Terajoule wurde dennoch um 15,7 Prozent unterschritten.
Welche Branchen verbrauchen die meiste Energie?
Die „Herstellung von chemischen Erzeugnissen“ benötigte 2021 den größten Teil in Höhe von 477,4 Tausend Terajoule. Dies entsprach einem Anteil von 37,0 Prozent am gesamten Energiebedarf. Den zweitgrößten Verbrauch verzeichnete der Wirtschaftszweig „Metallerzeugung und -bearbeitung“ mit 453,1 Tausend Terajoule (Anteil: 35,2 Prozent). Zusammen gingen auf diese beiden Branchen somit über 70 Prozent des gesamten Energieverbrauchs im Verarbeitenden Gewerbe zurück.
Was sind die energieintensiven Wirtschaftszweige?
Die Tatsache, dass die „Herstellung von chemischen Erzeugnissen“ der größte Energieverbraucher im Verarbeitenden Gewerbe ist, zeigt noch nicht, dass die Chemische Industrie auch ein energieintensiver Wirtschaftszweig ist. Dazu muss der Energieverbrauch erst ins Verhältnis zur Größe des Wirtschaftszweiges gesetzt werden, hier gemessen am Absatzwert der Produktion. Die Energieintensität bemisst den Energiebedarf je erzeugter Einheit.
Der Energieverbrauch je „produziertem“ Euro war 2021 mit 16,4 Megajoule im Wirtschaftszweig „Metallerzeugung und -bearbeitung“ am höchsten. Auf Rang zwei folgte die „Herstellung von chemischen Erzeugnissen“ mit 12,9 Megajoule. Auch die Unternehmen in den Bereichen „Kokerei und Mineralölverarbeitung“, „Glaswaren, Keramik, Steine und Erden“ sowie in der Papier- und Holzbranche verzeichneten einen gegenüber den übrigen Wirtschaftszweigen vergleichsweise hohen Energieeinsatz je Produktionseinheit.
Es zeigt sich: Die Rangfolge der Wirtschaftszweige verschiebt sich bei der Betrachtung der Energieintensitäten im Vergleich zum Energieverbrauch. Der Industriezweig der Metallerzeugung steht mit Abstand an erster Stelle. Die Chemische Industrie steht im Vergleich dazu nur noch auf dem zweiten Platz.
Für die Herstellung von Kokerei- und Mineralölprodukten sowie von Glas- und Papiererzeugnissen wurde ein vergleichsweise hoher Energieverbrauch bereits festgestellt. In relativ kleinen Wirtschaftszweigen wie der Herstellung von Holzwaren wird der vergleichsweise hohe Energiebedarf jedoch erst anhand der Energieintensität sichtbar.
Umgekehrt ist der relativ hohe Energieverbrauch in der Nahrungsmittelindustrie zu wesentlichen Teilen Folge ihrer Wirtschaftsgröße. Die Energieintensität lag hier unter dem Durchschnitt aller Industriezweige. Der Maschinenbau ist gemessen am Produktionswert der zweitgrößte Wirtschaftszweig, gemessen an der Energieintensität liegt er aber auf dem viertletzten Platz (Rang 21 von 24). Die „Herstellung von Metallerzeugnissen“ ist ein ähnlich großer Wirtschaftszweig, der ebenfalls eine unterdurchschnittlich niedrige Energieintensität aufweist.
Zusammenfassend lassen sich in NRW sechs energieintensive Wirtschaftszweige feststellen:
- die Metallerzeugung und -bearbeitung,
- die Herstellung von chemischen Erzeugnissen,
- die Kokerei und Mineralölverarbeitung,
- die Herstellung von Glas und Glaswaren, Keramik, Verarbeitung von Steinen und Erden,
- die Herstellung von Papier, Pappe und Waren daraus, sowie
- die Herstellung von Holz-, Flecht-, Korb- und Korkwaren (ohne Möbel).
Methodische Hinweise
Die sogenannte Energieintensität lässt sich berechnen aus dem Energieverbrauch im Verhältnis zum preisbereinigten Produktionswert. Als Ergebnis erhält man den Energiebedarf je „produziertem“ Euro (hier in Preisen des Jahres 2015). Veränderungen des preisbereinigten Produktionswertes dienen als Indikator für entsprechende Veränderungen der Produktionsmenge. Der bereinigte Produktionswert enthält auch die Vorleistungen, um die gesamte Größe des Industriezweiges abzubilden.