Die Zahl der Einwohnerinnen und Einwohner NRWs wird von aktuell 18,0 Millionen bis zum Jahr 2050 auf 17,5 Millionen zurückgehen und 2070 einen Stand von 16,9 Millionen erreichen. Dabei wird sich die demografische Alterung in den kommenden Jahrzehnten fortsetzen: Das Durchschnittsalter der nordrhein-westfälischen Bevölkerung wird von 44,4 auf 46,0 Jahre im Jahr 2050 ansteigen. Bis zum Jahr 2070 wird es weiter leicht steigen auf 46,2 Jahre.
Dies sind zentrale Ergebnisse der aktuellen Bevölkerungsvorausberechnung, die IT.NRW als Statistisches Landesamt im Auftrag des Ministeriums für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen durchgeführt hat, um neue Erkenntnisse über die zukünftige Bevölkerungszahl und -struktur zu gewinnen. Die Berechnung hat den Bevölkerungsstand zum Stichtag 31.12.2023 als Basis und nutzt die fortgeschriebenen Zahlen des Zensus 2022.
Die Ergebnisse für alle kreisfreien Städte, kreisangehörigen Gemeinden und Kreise reichen bis zum Jahr 2050; für das gesamte Land NRW reicht der Betrachtungszeitraum bis 2070.
Ergebnisse für das Land NRW
Bevölkerungsrückgang um gut 1 Million Menschen bzw. 6 % bis 2070
Die Bevölkerung NRWs wird nach den aktuellen Berechnungen zunächst leicht anwachsen, bevor am Ende der 2020er-Jahre eine längerfristige Phase des Rückgangs einsetzt – zunächst langsam, ab Mitte der 2030er-Jahre stärker zunehmend. Ab dem Jahr 2036 wird die Einwohnerzahl unter die Marke von 18 Millionen fallen.
In den 2060er-Jahren wird sich das Tempo der Bevölkerungsabnahme zwar etwas verlangsamen, der Trend bleibt aber bestehen. Für das Jahr 2070 werden 16,9 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner in NRW erwartet. Das wären gut 1 Million Personen bzw. 6,0 % weniger als 2023.
Bis 2023: Ergebnisse der Bevölkerungsfortschreibung, ab 2024: Ergebnisse der Bevölkerungsvorausberechnung
Weniger Geburten, mehr Sterbefälle
Für die Entwicklung der Geburtenzahl wird bis zum Ende der 2020er-Jahre ein leicht höheres bzw. ähnliches Niveau angenommen wie im Ausgangsjahr 2023, als es insgesamt rund 156.000 Geburten gegeben hat. In den 2030er-Jahren wird die Zahl jedoch unter das Ausgangsniveau sinken. In den Folgejahren bis zu Beginn der 2050er-Jahre ist von einem Wiederanstieg der Geburtenzahl auszugehen – ausgelöst durch die Nachkommen der vergleichsweise geburtenstarken Jahrgänge ab 2014. Dennoch wird die Zahl der jährlichen Geburten in den kommenden Jahrzehnten voraussichtlich unter dem derzeitigen Stand bleiben.
Für die Zahl der Sterbefälle zeichnet sich ab dem Jahr 2024 zunächst ein etwas geringeres Niveau als im Ausgangsjahr 2023 mit 226.000 Gestorbenen ab. Gleichwohl werden die Sterbefallzahlen in den kommenden Jahrzehnten im Trend steigen – insbesondere in den 2040er-Jahren mit erhöhtem Tempo. In diesem Zeitraum wird die sogenannte „Babyboomer-Generation“ Altersstufen mit erhöhter Sterbewahrscheinlichkeit erreichen. Für 2052 wird mit gut 241.000 Sterbefällen der Höchststand vorausberechnet. In den Folgejahren ist wieder mit einer rückläufigen Zahl zu rechnen und ab 2061 wird sie sogar unter dem aktuellen Niveau liegen.
Bis 2023: Ergebnisse der Bevölkerungsfortschreibung, ab 2024: Ergebnisse der Bevölkerungsvorausberechnung
Die im langfristigen Trend rückläufigen Geburtenzahlen stehen steigenden Sterbefallzahlen gegenüber. Der sogenannte natürliche Saldo, also die Differenz aus Geburten und Sterbefällen, wird somit durchgängig ein negatives Vorzeichen haben. Diese Entwicklung wird zu einem verstärkten Bevölkerungsrückgang führen: Im Ausgangsjahr 2023 betrug der natürliche Saldo fast –71.000 Personen; im Jahr 2053 wird er bis zum Tiefstwert von rund –90.000 ansteigen, das bedeutet, es werden 90.000 Menschen mehr sterben, als geboren werden. Zum Ende des Prognosezeitraums wird sich der Wert wieder dem Niveau des Jahres 2023 annähern.
Für die Zu- und Fortzüge über die Landesgrenze wurden in dieser Vorausberechnung insgesamt Wanderungsgewinne angenommen (vgl. Abschnitt „Methode und Annahmen“), die aber in den kommenden Jahrzehnten abnehmen werden. Unter Wanderungen über die Landesgrenze fallen Zu- und Fortzüge zwischen NRW und anderen Bundesländern sowie Zu- und Fortzüge zwischen NRW und dem Ausland. Nur noch bis 2028 wird die Zuwanderung groß genug ausfallen, um den durchgängig negativen Saldo aus Geburten und Sterbefällen auszugleichen. Für die Zeit ab 2029 wird der ausgleichende Effekt der Wanderungsgewinne entfallen, wodurch die Einwohnerzahl beginnen wird zu sinken.
Zunehmende Alterung der Bevölkerung bis zur Jahrhundertmitte
Der Rückgang der Einwohnerzahl wird in den kommenden Jahrzehnten von einer Verschiebung in der Altersstruktur der Bevölkerung begleitet: Aktuell wird der Bevölkerungsaufbau noch durch die geburtenstarken Jahrgänge der sogenannten „Babyboomer-Generation“ dominiert, die aktuell etwa zwischen Mitte 50 und Mitte 60 Jahre alt sind¹. Diese haben bereits oder werden bis Anfang des kommenden Jahrzehnts das Rentenalter erreichen. Da die nachfolgenden Geburtsjahrgänge im Vergleich dazu schwächer besetzt sind, wird die Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter zukünftig sukzessive abnehmen. Hingegen wird die Altersgruppe der über 80-Jährigen durch die alternden „Babyboomer“ bis 2050 anwachsen.
2023: Ergebnisse der Bevölkerungsfortschreibung, 2050 und 2070: Ergebnisse der Bevölkerungsvorausberechnung; jeweils 31.12. eines Jahres; ab dem Alter von 90 Jahren werden die Ergebnisse der Bevölkerungsvorausberechnung grundsätzlich nicht mehr nach Einzelalter, sondern nur gruppiert in der Altersklasse „90 Jahre und älter“ ausgewiesen; daher entfällt in dieser Abbildung die Darstellung ab 90 Jahren
Zwanzig Jahre später, 2070, zeigt die Alterspyramide eine gleichmäßigere Verteilung: Keine Altersgruppe wird zahlenmäßig vergleichbar hervorstechen wie heute die „Babyboomer“. Insbesondere die jüngsten Jahrgänge sowie die Altersgruppen im mittleren Erwachsenenalter sind künftig geringer besetzt als in der derzeitigen Bevölkerungsstruktur.
Entwicklung der Bevölkerung im Kindes- und Jugendalter
Die Zahlen der unter 3-Jährigen sowie der 3- bis unter 6-Jährigen werden bis Anfang der 2040er-Jahre deutlicher sinken und dann um etwa 10 % unter dem heutigen Stand liegen. Zwar ist in den 2050er-Jahren mit einem leichten Wiederanstieg der Zahlen zu rechnen, doch in den 2060er-Jahren werden sie noch etwas weiter unter das Ausgangsniveau des Jahres 2023 sinken.
Die Altersgruppe der 6- bis unter 10-Jährigen wird zunächst noch etwa fünf Jahre lang stärker besetzt sein als 2023, da relativ geburtenstarke Jahrgänge nachrücken. Ab dem Jahr 2029 jedoch werden durchgängig weniger 6- bis unter 10-Jährige in NRW leben als 2023. Im Jahr 2070 wird der Rückgang gegenüber dem Ausgangsjahr 13,2 % betragen.
Die Gruppen der 10- bis unter 16-Jährigen sowie der 16- bis unter 19-Jährigen werden zunächst noch bis Anfang bzw. Mitte der 2030er-Jahre wachsen. Anschließend wird die Bevölkerungszahl dieser Altersgruppen wieder zurückgehen und ab den frühen bzw. mittleren 2050er-Jahren durchgängig etwa 2 bis 3 % unter dem Stand des Ausgangsjahres 2023 liegen.
2023: Ergebnisse der Bevölkerungsfortschreibung, ab 2024: Ergebnisse der Bevölkerungsvorausberechnung; jeweils 31.12. eines Jahres
Entwicklung der Bevölkerung im Erwachsenenalter
Für die Bevölkerung im frühen und mittleren Erwachsenenalter zeigt die Bevölkerungsvorausberechnung insgesamt einen rückläufigen Trend:
Die Gruppe der 19- bis unter 25-Jährigen wird fast über den gesamten Vorausberechnungszeitraum etwas geringer besetzt sein als im Ausgangsjahr 2023. Nur ab Mitte der 2030er-Jahre, wenn die geburtenstärkeren Jahrgänge der ab 2014 Geborenen nachrücken, wird es vorübergehend für knapp zehn Jahre mehr Menschen in dieser Altersgruppe geben als aktuell. Ab Mitte der 2050er-Jahre wird die Zahl der jungen Erwachsenen dann um mindestens 5 % kleiner ausfallen als 2023.
Die Zahl der 25- bis unter 40-Jährigen wird nach einem kurzfristigen Anstieg ab 2027 ebenfalls sinken. Ab dem Jahr 2060 werden durchgängig 10 % weniger 25- bis unter 40-Jährige in NRW leben als im Ausgangsjahr 2023.
Auch die Zahl der 40- bis unter 65-Jährigen wird in den kommenden Jahrzehnten fast kontinuierlich zurückgehen. Etwa ab Mitte der 2050er-Jahre wird diese Altersgruppe um mindestens 10 % kleiner besetzt sein als im Ausgangsjahr 2023.
Im Gegensatz dazu wird die Bevölkerung im höheren Alter in den kommenden Jahrzehnten vergleichsweise deutlich anwachsen, da die geburtenstarken Jahrgänge der „Babyboomer-Generation“ das Rentenalter erreichen:
Die Zahl der 65- bis unter 80-Jährigen wird zunächst kontinuierlich zunehmen und ihr voraussichtliches Maximum im Jahr 2035 erreichen: Dann werden über 3,4 Millionen Menschen dieser Altersgruppe angehören, das sind 28,4 % mehr als im Jahr 2023. In den Folgejahren wird die Zahl zwischenzeitlich wieder sinken, bis 2050 etwa auf das aktuelle Niveau, bevor erneut mit einem Anstieg zu rechnen ist. Im Jahr 2070 wird diese Altersgruppe um 8,1 % stärker besetzt sein als 2023.
Besonders deutlich wird die Zunahme bei den hochaltrigen Personen ab 80 Jahren ausfallen: 2049 wird ihre Zahl mit 1,79 Millionen ihren Höchststand erreichen und um 42,5 % höher sein als im Jahr 2023. Nach einer anschließenden rückläufigen Phase ist zum Ende des Berechnungszeitraums bis 2070 eine erneute Zunahme absehbar: Dann werden 30,1 % mehr Menschen ab 80 Jahren in NRW leben als im Jahr 2023.
2023: Ergebnisse der Bevölkerungsfortschreibung, ab 2024: Ergebnisse der Bevölkerungsvorausberechnung; jeweils 31.12. eines Jahres
Mehr Menschen im höheren, weniger im mittleren und jungen Alter
Im Gesamtbild wird sich die Zusammensetzung der Bevölkerung nach Altersgruppen in den kommenden Jahrzehnten spürbar verändern:
Der Anteil der 65- bis unter 80-Jährigen an der Gesamtbevölkerung wird die nächsten gut zehn Jahre zunächst ansteigen, im Jahr 2035 mit 19,0 % einen Höhepunkt erreichen und danach wieder abnehmen. In den 2060er-Jahre ist ein Anteil von 17 % und mehr zu erwarten, bevor er 2070 wieder auf 17,0 % sinken und damit weiter über dem Ausgangsniveau des Jahres 2023 von 14,8 % verbleiben wird.
Auch der Anteil der Hochaltrigen ab 80 Jahren wird ausgehend von 7,0 % im Jahr 2023 etwa 25 Jahre lang zunehmen und 2050 bei 10,2 % liegen. In den Folgejahrzehnten wird der Anteil wieder zurückgehen, aber ebenfalls durchweg über dem Ausgangswert liegen.
2023: Ergebnisse der Bevölkerungsfortschreibung, ab 2024: Ergebnisse der Bevölkerungsvorausberechnung; jeweils 31.12. eines Jahres
Der Anteil der Kinder und Jugendlichen unter 19 Jahren wird ausgehend von 18,0 % im Jahr 2023 zunächst noch leicht ansteigen und 2030 bei 18,2 % liegen. Ab dann wird er jedoch nahezu kontinuierlich zurückgehen und ab 2040 durchgängig unter dem Ausgangsniveau verbleiben.
Auch der Anteil der Menschen im erwerbsfähigen Alter (19 bis unter 65 Jahre) wird in den nächsten Jahrzehnten abnehmen und durchgängig unter dem Ausgangswert von 60,3 % aus dem Jahr 2023 liegen. 2070 werden nur noch 56,0 % der Bevölkerung dieser Altersgruppe angehören.
Ergebnisse für die Kreise, Städte und Gemeinden NRWs
Höchste Bevölkerungszuwächse im Südwesten, höchste Verluste in Ost- und Südwestfalen
Entgegen dem Landestrend ist bis zum Jahr 2050 für insgesamt 10 der 53 Kreise und kreisfreien Städte mit einem Bevölkerungswachstum zu rechnen. In diesen Regionen werden die Wanderungsgewinne hoch genug ausfallen, um den negativen Saldo aus Geburten und Sterbefällen zu kompensieren.
Die größten Zuwächse an Einwohnerinnen und Einwohnern sind in den Kreisen und Großstädten im Südwesten NRWs zu erwarten: im Kreis Heinsberg (+4,7 %), in Mönchengladbach (+4,3 %) und in Bonn (+3,9 %).
Ein Anstieg der Bevölkerungszahlen zeichnet sich auch für die kreisfreien Städte Münster (+2,4 %), Düsseldorf (+1,5 %) und Bielefeld (+1,1 %) sowie für die Kreise Kleve (+1,5 %), Düren und Euskirchen (jeweils +0,9 %) und Steinfurt (+0,5 %) ab.
2023: Ergebnisse der Bevölkerungsfortschreibung, 2050: Ergebnisse der Bevölkerungsvorausberechnung; jeweils 31.12. eines Jahres
Diesen Regionen stehen insgesamt 43 kreisfreie Städte und Kreise gegenüber, in denen bis 2050 mit einer rückläufigen Bevölkerungszahl zu rechnen ist. Auch in diesen Regionen werden in den nächsten Jahrzehnten Wanderungsgewinne erzielt; diese werden aber nicht hoch genug ausfallen, um den negativen Saldo aus Geburten und Sterbefällen auszugleichen.
Die höchsten Rückgänge sind in Ost- und Südwestfalen zu erwarten, nämlich im Märkischen Kreis (−12,5 %), im Kreis Olpe (−12,3 %), im Hochsauerlandkreis (−9,6 %) und im Kreis Höxter (−9,3 %).
Auch für die Städte und Kreise im Ruhrgebiet ist ein Bevölkerungsrückgang absehbar, der aber unterschiedlich stark ausfallen wird: Während die Städte Herne, Gelsenkirchen und Essen vergleichsweise geringe Verluste an Einwohnerinnen und Einwohnern von unter 2 % zu erwarten haben, ist in den Kreisen Recklinghausen, Ennepe-Ruhr und Unna mit Verlusten von etwa 5 % zu rechnen.
Auf Ebene der Gemeinden zeigt sich ein ähnliches Bild: Für 96 der insgesamt 396 Gemeinden werden bis zum Jahr 2050 Zuwächse der Bevölkerung erwartet, für 300 Gemeinden hingegen Rückgänge. Weitere Ergebnisse für die Gemeinden NRWs finden Sie in der Landesdatenbank (siehe Abschnitt "Weitere Daten").
Geringster Bevölkerungsrückgang in den Großstädten
Für alle Gemeindegrößen NRWs – Klein-, Mittel- und Großstädte – wird bis zum Jahr 2050 ein Bevölkerungsrückgang erwartet. Dieser wird in den Großstädten ab 100.000 Einwohnerinnen und Einwohnern mit 1,5 % am geringsten ausfallen. Stärker betroffen sein werden die Mittelstädte mit 20.000 bis unter 100.000 Einwohnerinnen und Einwohnern sowie die Kleinstädte und Landgemeinden mit weniger als 20.000 Einwohnerinnen und Einwohnern. In beiden Fällen wird ein mehr als doppelt so hoher Bevölkerungsrückgang wie bei den Großstädten erwartet: Die Werte werden voraussichtlich bei −3,5 % bei den Mittelstädten und −3,7 % bei den Kleinstädten und Landgemeinden liegen.
2023: Ergebnisse der Bevölkerungsfortschreibung, 2050: Ergebnisse der Bevölkerungsvorausberechnung; jeweils 31.12. eines Jahres; Gemeindetypen nach Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR): Großstädte ab 100.000 Einwohner/-innen, Mittelstädte ab 20.000 bis unter 100.000 Einwohner/-innen, Kleinstädte und Landgemeinden mit weniger als 20.000 Einwohner/-innen
Der Rückgang der Einwohnerzahlen wird in allen drei Gemeindetypen auf einen negativen natürlichen Saldo zurückzuführen sein, d. h. die Zahl der Geburten ist langfristig kleiner als die Zahl der Sterbefälle. Dies wird in den Klein- und Mittelstädten stärker ins Gewicht fallen als in den Großstädten.
Zwar werden alle drei Gemeindetypen bis zum Jahr 2050 auch neue Einwohnerinnen und Einwohner durch Zuzüge dazugewinnen, wobei dieser Effekt in den Klein- und Mittelstädten stärker ausfallen wird als in den Großstädten. Dennoch werden die Wanderungsgewinne nicht hoch genug ausfallen, um den negativen natürlichen Saldo auszugleichen.
Bevölkerung in den Kreisen altert stärker als in den kreisfreien Städten
Die demografische Alterung wird sich in den nächsten drei Jahrzehnten landesweit in fast allen Regionen bemerkbar machen, allerdings mit unterschiedlicher Geschwindigkeit und Intensität. Der Vorausberechnung zur Folge wird die Alterung in den Kreisen stärker ausfallen als in den kreisfreien Städten: Während das Durchschnittsalter in den Kreisen bis 2050 um 2,0 Jahre steigen wird, wird es in den kreisfreien Städten lediglich um 0,9 Jahre ansteigen. Dabei wiesen die Kreise bereits 2023 mit 45,0 Jahren ein höheres Durchschnittsalter auf als die kreisfreien Städte mit 43,5 Jahren.
Die größten Zunahmen des Durchschnittsalters bis zum Jahr 2050 werden in den Kreisen Olpe (+3,5 Jahre), Borken und Paderborn (jeweils +3,4 Jahre) erwartet, gefolgt von den Kreisen Gütersloh, Steinfurt, Soest und Coesfeld (jeweils +2,9 Jahre). Dem stehen kreisfreie Städte im Ruhrgebiet gegenüber, in denen das Durchschnittsalter 2050 nur geringfügig höher oder sogar leicht niedriger liegen wird als aktuell – dies wird beispielsweise in den Städten Herne, Hagen, Gelsenkirchen, Essen und Bochum der Fall sein.
Insgesamt ist in 384 der 396 Gemeinden in NRW bis 2050 mit einem Anstieg des Durchschnittsalters zu rechnen. Lediglich in 12 Gemeinden ist ein Rückgang des durchschnittlichen Alters zu erwarten.
2023: Ergebnisse der Bevölkerungsfortschreibung, 2050: Ergebnisse der Bevölkerungsvorausberechnung; jeweils 31.12. eines Jahres
Weitere Daten
Detaillierte Ergebnisse in der Landesdatenbank
Die detaillierten Ergebnisse der Bevölkerungsvorausberechnung NRW 2024 bis 2050/70 für die kreisfreien Städte und Kreise (einschließlich Städteregion Aachen) sowie die Gemeinden können kostenfrei in der Landesdatenbank NRW abgerufen werden.
Ergebnisse der „Nullvariante“
Neben den hier dargestellten Ergebnissen der Basisvariante der Bevölkerungsvorausberechnung wurde zusätzlich eine sogenannte „Nullvariante“ berechnet. Diese Variante schreibt ausschließlich die demografischen Komponenten Geburten und Sterbefälle in die Zukunft fort, während die Wanderungsbewegungen unberücksichtigt bleiben, also die Zahl der Zu- und Fortzüge auf null gesetzt werden. Diese „Nullvariante“ kann somit den Effekt der Wanderungsbewegungen auf die zukünftige Bevölkerungsentwicklung aufzeigen. Zudem kann sie als Ausgangsbasis für eigene Modellrechnungen dienen. Die Ergebnisse der „Nullvariante“ (kleinste Regionaleinheit: Gemeinde) werden kostenfrei zur Verfügung gestellt.
Ergebnisse der Bevölkerungsvorausberechnung 2021 bis 2050/2070
Methode und Annahmen
Methode
Die vorliegende Bevölkerungsvorausberechnung basiert – wie die vorangegangenen Vorausberechnungen – auf der Kohorten-Komponenten-Methode. Bei dieser Methode wird die Ausgangsbevölkerung nach Alter und Geschlecht („Kohorte“) für jedes Vorausberechnungsjahr fortgeschrieben, indem Gestorbene und Fortgezogene vom Anfangsbestand abgezogen sowie Geburten und Zugezogene hinzugezählt werden. Die Lebendgeborenen eines Jahres bilden die neue Kohorte der unter Einjährigen des Folgejahres. Dieser Vorgang wird auf der Ebene der kreisfreien Städte und der kreisangehörigen Gemeinden unter Berücksichtigung der festgelegten Annahmen über die zukünftige Entwicklung der demografischen Komponenten Geburten, Sterbefälle und Wanderungen durchgeführt.
Ausgangsbasis der Bevölkerungsvorausberechnung sind die Zahlen der Fortschreibung des Bevölkerungsstands mit Stichtag 31.12.2023 auf Basis des Zensus 2022. Abweichend zu früheren Vorausberechnungen wird bei dieser Berechnung und Ergebnisausweisung durchgängig der 31.12. anstatt des 01.01. als Stichtag eines jeweiligen Jahres verwendet.
Zudem wird ein neues Rundungsverfahren zur Vermeidung von Rundungsdifferenzen innerhalb der Ergebnisse der Bevölkerungsvorausberechnung angewendet: Die berechneten Ergebnisse werden je Komponente und je Einzelaltersjahr ganzzahlig gerundet. Somit werden Differenzen zwischen der Aufsummierung von Einzelwerten nach Einzelaltersjahren mit der ausgewiesenen Gesamtsumme vermieden.
Für die kreisfreien Städte, kreisangehörigen Gemeinden/Städte und die Kreise reicht der Betrachtungshorizont bis zum Jahr 2050. Zusätzlich sind auf Landesebene weitergehende Modellrechnungen erfolgt, die demografische Entwicklungen bis zum Jahr 2070 abbilden.
Die Ergebnisse für die Kreise, die Regierungsbezirke sowie für das Land NRW werden durch Summierung der Ergebnisse der jeweils untergeordneten regionalen Verwaltungseinheiten gewonnen.
Annahmen
Für die Bevölkerungsvorausberechnung werden Annahmen über die Entwicklung der drei demografischen Komponenten Fertilität, Mortalität und Migration getroffen. Diese Annahmen basieren auf der tatsächlichen Entwicklung dieser drei Größen in den vergangenen Jahren. Für die aktuelle Bevölkerungsvorausberechnung wurden die Entwicklungen der Jahre 2017 bis 2023 (sogenannter Stützzeitraum) herangezogen, um Trends der demografischen Entwicklung abzulesen und auf dieser Basis erwartbare und gleichzeitig plausible zukünftige Weiterentwicklungen abzuschätzen.
Die Bevölkerungsentwicklung war im Stützzeitraum durch eine hohe Dynamik geprägt:
Fertilität
Ausgehend von der Phase eines ansteigenden Geburtenniveaus – gemessen an der zusammengefassten Geburtenziffer (durchschnittliche Kinderzahl je Frau) – ab 2014 war seit 2017 wieder ein rückläufiger Trend erkennbar. 2021, im zweiten Jahr der Covid-19-Pandemie, erfolgte zwar ein kurzfristiges Geburtenhoch – die durchschnittliche Kinderzahl je Frau betrug hier 1,60. Seitdem ist sowohl die absolute Geburtenzahl als auch die zusammengefasste Geburtenziffer wieder von Jahr zu Jahr gesunken: 2023 lag die durchschnittliche Kinderzahl je Frau bei 1,39 und damit in etwa wieder auf dem Niveau wie vor 2014. Es ist zu vermuten, dass der Anstieg der Geburten im Jahr 2021 auf vorgezogene Schwangerschaften zurückzuführen ist, was sich in einer sehr positiven Geburtenbilanz niedergeschlagen hat. In den Folgejahren blieb dieser Effekt hingegen aus. Für die Bevölkerungsvorausberechnung wird unterstellt, dass sich das Geburtenniveau wieder einpendelt und leicht ansteigt, um dann längerfristig auf dem Niveau von 1,44 Kindern je Frau zu verbleiben.
Mortalität
Während der Covid-19-Pandemie kam es zu erhöhten Sterbefallzahlen und dadurch bedingt kurzfristig zu einer stagnierenden bzw. abnehmenden Lebenserwartung. In den Sterbetafeln für die Einzeljahre 2022 und 2023 zeigte sich anschließend bereits wieder ein Anstieg der Lebenserwartung sowohl für neugeborene Jungen von 77,6 auf 77,9 Jahre als auch für neugeborene Mädchen von 82,1 auf 82,4 Jahre.
Vor diesem Hintergrund wird in der vorliegenden Bevölkerungsvorausberechnung eine Entwicklung der Lebenserwartung unterstellt, wie sie sich vor der Covid-19-Pandemie abgezeichnet hat. Mit Blick auf die anhaltenden Fortschritte bei der Bekämpfung von Alterskrankheiten kann davon ausgegangen werden, dass das Potenzial der Lebenserwartung auch in NRW noch nicht gänzlich ausgeschöpft ist. Für die Zukunft wird daher mit einem weiteren Anstieg der Lebenserwartung gerechnet, allerdings mit einem verlangsamten Tempo, wie es die letzten ein bis zwei Jahrzehnte zu beobachten war. Auch wird unterstellt, dass sich die seit Jahrzehnten zu beobachtende Annäherung der männlichen an die weibliche Lebenserwartung fortsetzt. Damit werden sich die geschlechtsspezifischen Unterschiede in der Lebenserwartung kontinuierlich verringern.
In der Bevölkerungsvorausberechnung wird die Säuglingssterblichkeit gesondert berücksichtigt: Da sich empirisch in den letzten vier Jahren nur geringfügige Veränderungen in der Entwicklung zeigten, wurde für die Säuglingssterblichkeit der Durchschnitt der Jahre 2020 bis 2023 regionalspezifisch ermittelt und dieser als konstante Annahme für den gesamten Vorausberechnungszeitraum verwendet.
Migration
Nach dem allgemeinen Einbruch der Zu- und Fortzugszahlen infolge der Covid-19-Pandemie nahm die Dynamik der Wanderungen zwischen NRW und dem Ausland deutlich zu:
Im Jahr 2022 kamen ca. 673.000 Ukrainerinnen und Ukrainer als Schutzsuchende nach NRW, dies führte zu der höchsten Zuzugszahl nach NRW seit 1949. Diese Zahl ging 2023 deutlich zurück, dennoch blieb die Nettozuwanderung auch aufgrund der Schutzsuchenden insbesondere aus Vorderasien und Afghanistan weiterhin hoch. Der Überschuss der Zu- über die Fortzüge zwischen NRW und dem Ausland fiel im Jahr 2023 mit +126.182 etwa halb so hoch aus wie 2022 (+287.628), aber im langjährigen Vergleich überdurchschnittlich hoch.
Hingegen hat die Migration aus Süd(ost)europa spätestens seit den 2020er-Jahren an Dynamik verloren. Auch der vormals hohe Zuzugsüberschuss aus den neueren EU-Mitgliedstaaten in Ost- und Mitteleuropa (Polen, Bulgarien und Rumänien) ist seit den 2020er-Jahren stark rückläufig.
Für die zukünftigen Jahrzehnte werden für NRW weiterhin Wanderungsgewinne erwartet, jedoch auf einem niedrigeren Niveau als aktuell und mit einem langfristig rückläufigen Trend.
Auf der einen Seite kann durch das 2023 von Bundestag und Bundesrat beschlossene Fachkräfteeinwanderungsgesetz von positiven Effekten auf die Wanderungsbilanz ausgegangen werden. Dieses strebt die erleichterte Zuwanderung von Fachkräften aus Drittstaaten an, indem insbesondere der Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt neu geregelt wird.
Auf der anderen Seite ist ausgehend von den Schutzsuchenden, die in den letzten Jahren die Auslandszuwanderung bestimmten, zukünftig ein geringer Zuzugsüberschuss zu erwarten. Grund hierfür ist insbesondere das Inkrafttreten des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems, das eine stärkere Koordination und Steuerung der Asylzuwanderung auf europäischer Ebene anstrebt.
Vor dem Hintergrund beider Entwicklungen wird zukünftig eine positive, zugleich aber rückläufige Nettozuwanderung aus dem Ausland angenommen.
Die Umsetzung der genannten Annahmen wurde für jede kreisfreie Stadt und jede kreisangehörige Gemeinde bzw. Stadt gesondert vorgenommen. In Ausnahmefällen – insbesondere bei kleinen Gemeinden – wurde die zukünftige Entwicklung der Komponente Mortalität auf Basis der Entwicklungen der zugehörigen Kreisebene und Regierungsbezirke abgeleitet.
Die Festlegung der Annahmen erfolgte zusammen mit dem Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klima und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen in Abstimmung mit allen Ressorts der Landesregierung.
Zusammenfassung der Annahmen zur Bevölkerungsvorausberechnung NRW 2024 bis 2050/2070
| Demografische Komponente | Annahmen | |
| Fertilität | Zusammengefasste Geburtenziffer (Total Fertility Rate - TFR) | 2024: 1,39 Kinder je Frau 2025: 1,42 Kinder je Frau ab 2026: 1,44 Kinder je Frau |
| Mortalität | Säuglingssterblichkeit | konstant (Stützzeitraum 2020 – 2023) |
| Lebenserwartung bei Geburt | Anstieg bis 2070 Jungen: auf 82,1 Jahre (+4,2 Jahre) Mädchen: auf 84,8 Jahre (+2,4 Jahre) | |
| Migration | Landesbinnenwanderung | konstant (Stützzeitraum 2017 – 2022) |
| Wanderungen zwischen NRW und den übrigen Bundesländern (Wanderungssaldo) | ab 2024: –5.500 (Stützzeitraum 2017 – 2023) | |
| Wanderungen zwischen NRW und dem Ausland (Wanderungssaldo) | 2024 – 2025: +85.000 2026 – 2034: +70.000 ab 2035: +55.000 (Stützzeitraum 2017 – 2021; 2023) | |
Grenzen der Bevölkerungsvorausberechnung
Ziel einer Bevölkerungsvorausberechnung ist es aufzuzeigen, wie sich die Bevölkerung in ihrer Zahl und Zusammensetzung unter Berücksichtigung bereits heute bestehender Strukturen und absehbarer Veränderungen zukünftig entwickeln wird. Eine Bevölkerungsvorausberechnung ist auf einen längeren Betrachtungszeitraum ausgelegt (im vorliegenden Fall bis zum Jahr 2070), um langfristige Entwicklungen darzustellen und somit auch Gesellschaft und Politik zu sensibilisieren.
„Wenn die absehbaren Auswirkungen durch neue Trends oder gerade aufgrund von Gegensteuerung abgemildert oder gar nivelliert werden, muss die Realität von der Bevölkerungsvorausberechnung zwangsläufig abweichen. Die Bevölkerungsvorausberechnungen sind deshalb vor allem dann sinnvoll und nützlich, wenn sie richtige Signale senden, und nicht unbedingt dann, wenn sie bei der Ex-post-Betrachtung die Zukunft mit hoher Genauigkeit vorausgesagt haben.“²
Bei der Interpretation der Ergebnisse ist grundsätzlich zu bedenken, dass sich die aufgezeigten Verläufe nur dann ergeben, wenn die getroffenen Annahmen auch eintreten. Insofern sind diese Ergebnisse nicht als präzise zu erwartende Entwicklungen aufzufassen, sondern bilden für die Zukunft ausschließlich „Wenn-dann-Aussagen“ ab.
Die größte Unsicherheit bei der Festlegung der Annahmen liegt bei der Einschätzung der Auslandswanderungen. Diese hängen in hohem Maße von einer sich u. U. kurzfristig ändernden internationalen politischen Lage und politischen Entscheidungen ab. Dies haben in der jüngeren Vergangenheit die hohe Zahl an zugewanderten Schutzsuchenden in den Jahren 2015/2016, Sonderentwicklungen wie die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie sowie die hohe Zahl an Schutzsuchenden aus der Ukraine im Jahr 2022 gezeigt. Entsprechende schwer vorhersehbare Entwicklungen mit relevanten Auswirkungen auf die hiesige Bevölkerungsentwicklung lassen sich in einer Vorausberechnung nicht im Vorhinein berücksichtigen.
Die „Treffsicherheit“ der Ergebnisse einer Bevölkerungsvorausberechnung nimmt ab, je weiter sie in die Zukunft reichen. Auch mit absteigender Größe der Regionaleinheit nimmt die „Treffsicherheit“ ab, d. h. sie ist in kleineren Gemeinden als geringer einzuschätzen. Der Grund dafür ist, dass die einzelnen demografischen Komponenten in kleineren Gemeinden i. d. R. größeren Schwankungen unterliegen, was insbesondere die Einschätzung der Wanderungsbewegungen erschwert.
Bei der Interpretation der Ergebnisse insbesondere auf Gemeindeebene sollten daher zusätzlich ortsspezifische Rahmenbedingungen und Entwicklungen beachtet werden, die einen Einfluss auf die Bevölkerungsentwicklung haben könnten. Dazu zählen beispielweise die zukünftige Ansiedlung oder Schließung von Betrieben oder Bildungseinrichtungen, die Öffnung oder Schließung von Unterkünften für Schutzsuchende oder die Ausweisung von Neubaugebieten.
Fußnoten/Literatur
1) Pötzsch, Olga und zur Nieden, Felix (2024): Die Babyboomer: Auf dem Gipfel der demografischen Welle, in Wista 1-2024
2) Pötzsch, Olga (2016): (Un-)Sicherheiten der Bevölkerungsvorausberechnungen, in: Wista 4-2016
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