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Welche Energieträger profitieren vom Rückgang der Kohleverstromung?

Entwicklungen in NRW von 2018 bis 2024

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Windrad und Tagebau


Nordrhein-Westfalen ist als wichtiger Standort des Kohleabbaus bekannt. Dies soll sich ändern: Der Braunkohleausstieg im Rheinischen Revier wurde durch das Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen zusammen mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz und der RWE AG für das Jahr 2030 beschlossen. Bei der Stromeinspeisung zeigen sich jetzt schon Veränderungen bei der Kohleverstromung. Die Stromeinspeisung aus Kohle war in Nordrhein-Westfalen 2024 auf einem Rekordtief.1


Neben den politischen Entwicklungen in NRW und der Förderung von erneuerbaren Energien haben sich auch geopolitische Ereignisse – insbesondere der Krieg in der Ukraine – auf die Energiepreise, den Strommarkt und die Stromeinspeisung in Deutschland ausgewirkt. 


Dies nimmt IT.NRW als Statistisches Landesamt zum Anlass, um die Entwicklung der Stromeinspeisung in NRW zu betrachten und zu beleuchten, wie sich die unterschiedlichen Einflüsse in den Zahlen darstellen. Dabei steht die Frage im Fokus: „Welche Energieträger profitieren vom Rückgang der Kohle?“ 
 

Entwicklung der Stromeinspeisung in NRW von 2018 bis 2024

Stromeinspeisung aus Stein- und Braunkohle 2024 auf dem niedrigsten Stand


Zwischen 2018 und 2024 schwankte die in das Netz eingespeiste Strommenge sowohl insgesamt als auch bei den einzelnen Energieträgern von Jahr zu Jahr. Trotzdem lassen sich generelle Tendenzen erkennen: Insgesamt hat die in NRW eingespeiste Strommenge 2024 gegenüber 2018 um 36,5 % abgenommen. Bei den jeweiligen Energieträgern unterscheiden sich die Veränderungen.
 


Im Jahr 2024 wurde aus dem Energieträger Steinkohle rund 69,4 % und aus Braunkohle 51,0 % weniger Strom eingespeist als im Jahr 2018. Obwohl die Strommenge sich damit sowohl aus Stein- als auch Braunkohle mehr als halbiert hat, bleibt Kohle weiterhin der bedeutendste Energieträger in NRW. Zuwächse konnten diese beiden Energieträger in den Jahren 2021 und 2022 verzeichnen. 


Beim Energieträger Erdgas kam es 2024 gegenüber 2018 zu einem Rückgang der eingespeisten Strommenge von 6,4 %. Demgegenüber kam es 2019 und 2020 zu Steigerungen der eingesetzten Gasmenge im Vergleich zum Vorjahr. 


Die eingespeiste Strommenge aus erneuerbaren Energieträgern war 2024 dagegen um 32,3 % höher als 2018. Eine Auffälligkeit zeigt sich im Jahr 2021, in dem ein Rückgang von 9,3 % gegenüber dem Jahr 2020 festzustellen ist. 


Auch die sonstigen Energieträger2, dazu zählen z. B. Dieselkraftstoffe oder Wasserstoff, legten zwischen 2018 und 2024 zu, trugen aber insgesamt zu einem geringen Anteil zur Stromeinspeisung in NRW bei. Die Einspeisemenge aus diesen Quellen stieg 2024 um 11,8 % gegenüber 2018 an.


Im Jahr 2024 verzeichneten die erneuerbaren Energieträger im Vergleich zu 2018 den höchsten Anstieg der eingespeisten Strommenge in das nordrhein-westfälische Netz. Dagegen sank die Höhe der Stromeinspeisung aus Kohle und Erdgas. Der Rückgang der Stromeinspeisung aus Kohle folgt auch der Zielsetzung der politischen Maßnahmen zum Kohleausstieg. Der Rückgang der Gasverstromung nach 2022 ist auch eine Folge des Engpasses von Erdgaslieferungen im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine. 
 

Kohle stärkste Kraft, erneuerbare Energien und Gas gewinnen 2024 an Bedeutung


Die veränderten Mengen der Stromeinspeisung haben einen Einfluss auf die jeweiligen Anteile am Strommix. Im Vergleich der Jahre 2018 und 2024 zeigt sich, dass 2018 noch fast zwei Drittel der Stromeinspeisung aus Kohle stammten, während dieser Anteil 2024 auf 46,9 % und damit auf weniger als die Hälfte zurückging. Braunkohle machte 2024 trotz des Rückgangs rund 35,7 % der gesamten Einspeisung aus und blieb damit weiterhin wichtigster Energieträger bei der Stromeinspeisung in NRW.  
 


Demgegenüber haben die Anteile bei Erdgas, den erneuerbaren Energien und den sonstigen Energieträgern gegenüber 2018 zugenommen. Beim Erdgas kam es 2024 im Vergleich zu 2018 zu einer Zunahme des Anteils von 7,5 Prozentpunkten auf 23,4 %. Bei den erneuerbaren Energieträgern stieg der Anteil von 12,9 % im Jahr 2018 auf 26,8 % im Jahr 2024 an. Somit haben die erneuerbaren Energien ihren Anteil an der Stromeinspeisung mehr als verdoppelt und machten 2024 den zweitgrößten Anteil an der Stromeinspeisung in NRW aus. Sonstige Energieträger haben seit 2018 um 1,3 Prozentpunkte zugelegt, machten aber weiterhin mit 2,9 % nur einen geringen Anteil an der Stromeinspeisung aus. Der gestiegene Anteil der Stromeinspeisung durch erneuerbare Energien und Erdgas kann als Folge der Förderung erneuerbarer Energien und der Bestrebungen der Landesregierung zum Kohleausstieg gesehen werden.
 

Entwicklung der erneuerbaren Energien im Detail

Anstieg bei Windkraft und Photovoltaik


Zwischen 2018 und 2024 ist die Stromeinspeisung aus erneuerbaren Energien von 17.765 auf 23.495 Gigawattstunden (GWh) angestiegen. 2021 kam es in diesem Zeitraum zum einzigen Rückgang der Stromeinspeisung aus erneuerbaren Energien, welcher 9,3 % betrug. 


Die Windkraft ist der wichtigste Energieträger unter den erneuerbaren Energien in NRW. In allen Beobachtungsjahren stammte etwa die Hälfte des eingespeisten Stroms der erneuerbaren Energieträger aus Windkraft. Zwischen 2020 und 2021 ist der Anteil von Windkraft um 16,4 % zurückgegangen. Grund hierfür waren u. a. Witterungsbedingungen. Insgesamt legte die Windkraft im Jahr 2024 gegenüber 2018 um 43,5 % zu. 
 


Der Energieträger Photovoltaik verzeichnete zwischen 2020 und 2021 einen Rückgang der eingespeisten Strommenge von 2,1 %. Anschließend stieg er im Jahr 2022 wieder um 23,6 % an. Im gesamten Zeitraum 2018 bis 2024 verzeichnete Photovoltaik einen Anstieg der eingespeisten Strommenge von 45,7 %. 


Bei den sonstigen erneuerbaren Energien3, wie z. B. Wärmepumpen oder Biogas, gab es ebenfalls Schwankungen. Zwischen 2018 und 2019 kam es zu einem Anstieg von 5,9 %, welcher auf eine höhere Einspeisung aus Biogas zurückzuführen war. Insgesamt hat sich die Stromeinspeisung aus sonstigen erneuerbaren Energieträgern zwischen 2018 und 2024 um 1,6 % erhöht. 
 

In der gestiegenen Einspeisung zeigt sich der zunehmende Ausbau von Windkraft und Photovoltaik. Zu beachten ist, dass die Stromerzeugung dieser Energieträger von Witterungsbedingungen abhängig ist.
 

Vergleich der Stromeinspeisung mit den Bundesergebnissen

Ein Fünftel der deutschlandweiten Stromeinspeisung im Jahr 2024 aus NRW


Wie bereits gezeigt, ist die Menge der Stromeinspeisung in NRW insgesamt seit 2018 tendenziell rückläufig (mit Schwankungen). Bezogen auf die einzelnen Energieträger zeigt sich für den Energieträger Kohle in NRW ebenfalls ein Rückgang. Profitiert haben davon die Energieträger Erdgas, Photovoltaik und Windkraft.  
 


Insgesamt hat die Menge der Stromeinspeisung zwischen den Jahren 2018 und 2024 auch in Deutschland abgenommen. Die in NRW eingespeiste Strommenge sank von 137.974 auf 87.663 GWh, was einem Rückgang von 36,5 % entspricht. Deutschlandweit sank die eingespeiste Strommenge von 563.323 auf 431.913 GWh. Dies entspricht einem Rückgang von 23,3 %. 


Mit einem Anteil von 20,2 % an der deutschlandweiten Stromeinspeisung stammte im Jahr 2024 etwa ein Fünftel des Stroms aus NRW. Damit sank der Anteil gegenüber 2018 um 4,2 Prozentpunkte. Die Abnahme ist nicht linear. In den Jahren 2021 und 2022 erhöhten sich die Anteile. 


Die geopolitischen Entwicklungen durch den Ukraine-Krieg im Jahr 2022 zeigen sich für Deutschland insgesamt gleichermaßen wie für NRW. 
 

Windkraft und Photovoltaik in NRW mit geringerem, Erdgas mit höherem Anteil als bundesweit


Im Zeitverlauf zeigen sich sowohl in NRW als auch in Deutschland insgesamt Schwankungen bei den Anteilen von Erdgas, Windkraft und Photovoltaik, die für die einzelnen Energieträger überwiegend ähnliche Muster aufweisen. 


In NRW hat der Energieträger Erdgas einen höheren Anteil an der Stromeinspeisung als im Bundesdurchschnitt. Ab dem Jahr 2021 sank der Anteil sowohl in NRW als auch in Deutschland insgesamt und erreichte 2022, bedingt durch die Folgen des Ukraine-Krieges, den niedrigsten Stand (Deutschland: 11,5 %, NRW: 15,1 %). Ab 2023 stiegen die Anteile an der Stromeinspeisung wieder an, bis sie 2024 bei 14,9 % für Deutschland insgesamt und in NRW bei 23,4 % lagen. Es zeigt sich, dass Erdgas sowohl in NRW als auch in Deutschland insgesamt 2024 durch den Rückgang bei der Kohle an Bedeutung gewonnen hat. In NRW fällt diese Entwicklung jedoch stärker aus. 


Der Windkraft kommt in der deutschlandweiten Betrachtung ein höherer Anteil an der Stromeinspeisung zu als in NRW. Im Jahr 2021, als es bei der Erzeugung aus Windkraft zu witterungsbedingten Schwankungen kam, sanken die Anteile sowohl für Deutschland insgesamt als auch für NRW. Mit 21,6 % für Deutschland bzw. 8,7 % für NRW wurden damit nach dem Jahr 2018 die zweitniedrigsten Werte erreicht. Im Jahr 2024 lagen die Anteile der Windkraft jedoch wieder deutlich höher: Es wurden rund 31,6 % des deutschlandweit eingespeisten Stroms aus Windkraft erzeugt, in NRW lag dieser Anteil bei 14,5 %. Damit ist festzustellen, dass Windkraft vom Kohlerückgang profitiert, jedoch witterungsbedingten Schwankungen unterliegt. 


In NRW hat die Stromeinspeisung aus Windkraft in den betrachteten Jahren anteilig zugenommen, hat aber insgesamt noch eine deutlich geringere Bedeutung als in Deutschland insgesamt. 


Beim Anteil der Photovoltaik zeigt sich ein ähnliches Bild wie bei der Windkraft, wobei die Schwankungen geringfügiger ausfallen. Im Jahr 2021 ist der Anteil gegenüber dem Vorjahr sowohl in NRW als auch in Deutschland insgesamt zurückgegangen. 


Im gesamten Betrachtungszeitraum lag der Anteil der Photovoltaik an der Stromeinspeisung in Deutschland insgesamt, wie bei der Windkraft, oberhalb des NRW-Wertes. So lag der Anteil von Photovoltaik an der Gesamtstromeinspeisung für Deutschland 2024 bei 13,7 % und für NRW bei 6,6 %. 


So schlägt sich der Ausbau in Windkraft und Photovoltaik in den jeweiligen Anteilen an der Stromeinspeisung nieder. Besonders ab den Jahr 2022 nahmen die Anteile beider Energieträger zu.
 

Zusammenfassung der Ergebnisse

Erneuerbare Energien und Erdgas gewinnen an Bedeutung, Kohle weiterhin wichtig für NRW


Abschließend kann die Fragestellung „Welche Energieträger profitieren vom Rückgang der Kohle?“ wie folgt beantwortet werden: Erdgas, Windkraft und Photovoltaik profitieren vom Rückgang bei der Stromeinspeisung aus Kohle. Dies gilt sowohl für NRW als auch für Deutschland insgesamt. Gründe dafür könnten z. B. die veränderten Kosten der Energiegewinnung der jeweiligen Energieträger oder der geplante Kohleausstieg sein. 


Die Bedeutung von Erdgas ist für NRW sowie für Deutschland insgesamt seit 2022 gestiegen. Im Vergleich zum Bund fällt dieser Anstieg in NRW jedoch höher aus. Der Rückgang der Kohleverstromung ist jedoch kein linearer Trend, sondern unterliegt Schwankungen. Trotz des Bedeutungsverlustes ist die Kohle nach wie vor der wichtigste Energieträger für die Stromeinspeisung in NRW.


Die Ende 2025 vorgestellte Kraftwerkstrategie des Bundes sieht beispielsweise sieben neue Gaskraftwerke in NRW vor, die Kohlekraftwerke ersetzen sollen. Auch in Zukunft kann also damit gerechnet werden, dass sich die Anteile von Kohle, Erdgas und erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung weiter verschieben.

 

Hinweise

Fußnoten:

1 https://www.it.nrw/nrw-rekordtief-bei-stromeinspeisung-mit-kohle-127356 

2Sonstige Energieträger umfassen Dieselkraftstoffe, leichtes und schweres Heizöl, Flüssig-, Raffinerie-, Gruben-, Kokerei-, Hochofen- und Konvertergas, Wasserstoff, Pumpspeicher ohne natürlichen Zufluss, Industrieabfall, Kernenergie, Wärme sowie sonstige hergestellte Gase und andere Mineralölprodukte oder andere Speicher. 

3Summe aus den Energieträgern Wärmepumpen (Erd- und Umweltwärme), Lauf- und Speicherwasser, Pumpspeicher mit natürlichem Zufluss, Geo- und Solarthermie, feste und flüssige biogene Stoffe, Biogas und -methan, Klär- und Deponiegas, Klärschlamm und zu 50 % Stromeinspeisung aus der Abfallmenge (Hausmüll, Siedlungsabfälle)

Methodische Hinweise:


Die Auswertung basiert auf der Monatserhebung über die Stromein- und -ausspeisung bei Betreibenden von Stromnetzen. In dieser Statistik werden alle Kraftwerke und Erzeugungsanlagen in NRW erfasst, die Strom erzeugen und in das öffentliche Netz einspeisen. Nicht enthalten sind Strommengen, welche vor Ort erzeugt und direkt verbraucht werden, wie beispielsweise Strom von Industriekraftwerken. 
 

Datengrundlagen:
Weitere Veröffentlichungen zu dem Thema von IT.NRW:

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